Dienstag vormittag. Schauplatz Universität Wien, Studienzulassung. Verhaltene Freude statt grenzenlosem Jubel. Die bevorstehende Abschaffung der Studiengebühren bringt die Emotionen der Studierenden nicht in Wallung, ganz im Gegenteil: Viele stehen der Abschaffung reserviert gegenüber und misstrauen der Politik.

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"Viel zu überstürzt ist das jetzt beschlossen worden. Das kann man ja nicht von heut auf morgen wieder umstellen", sagt Andreas Leitner (Soziologie/Film-,Theater- und Medienwissenschaften). Wenn es nach ihm ginge, wäre es sinnvoller, die kostenlose Benützung öffentlicher Verkehrsmittel für Studierende zu beschließen.

Sein Kollege Christoph Pichler (Soziologie) kann sich nicht vorstellen, wie der Bund in Zukunft das Geld für die Universitäten auftreiben soll. An ein Scheitern der Abschaffung glaubt er nicht: "Es ist aber billiger Populismus."

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Tanja Otter studiert Biologie, geht arbeiten und hat ein Kind. Dementsprechend groß ist ihre Freude, dass die Studiengebühren möglicherweise abgeschafft werden:"Es ist nicht so einfach alles unter einen Hut zu bringen. Aber ich glaube schon, dass die Studiengebühren auch Sinn machen."

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"Ich hab ein gutes Gefühl!", Nadja Wieser (Slawistik) glaubt, dass es heute wirklich soweit sein könnte.

Christof Keuschnig (Ernährungswissenschaften) sieht die Abschaffung relativ emotionslos, er kann den Studiengebühren auch Positives abgewinnen: "Durch die Studiengebühren wurden schließlich die Langzeitstudierenden weniger. Und wer nicht genug Geld hat, der bekommt eh die Studienbeihilfe."

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Benjamin Schneider (Ernährungswissenschaften) hält die Abschaffung der Studiengebühren für keine gute Idee. "Ich würde sie nicht abschaffen, aber den Beitrag, der einzuzahlen ist, reduzieren." 200 Euro pro Semester findet er angemessen.

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"Wir hoffen sehr darauf, dass sie heute wirklich abgeschafft werden." Isaak Waibel (Englisch, Spanisch Lehramt) und Jasmin Stangl (Spanisch, Sport)  sind der Meinung, dass jeder das Recht haben sollte untentgeltlich zu studieren - egal aus welcher sozialen Schicht er oder sie kommt. Sollten die Studiengebühren ab dem Sommersemester Geschichte sein, dann würde sich das auch auf Waibel's Gemütslage bei der sonntäglichen Wahl auswirken: "Ich würde mich auf jeden Fall bestätigt fühlen in dem, was ich wähle."

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"In erster Linie werden meine Eltern erleichtert sein", sagt Georg Rumpl (Biologie). Er glaubt, dass der Beschluss für die Abschaffung mit der nächsten Regierung wieder rückgängig gemacht werden wird. Das wäre für ihn kein so großes Problem: "Es geht auch mit Studiengebühren."

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Freude bei Anja Projic (Sprachwissenschaften, Philosophie), wenn die Studiengebühren abgeschafft werden: "Das würde sicherlich mehr Leute dazu bringen, ein Studium zu beginnen. Auch nebenberuflich." Für sie selbst wären die 363,36 Euro, die sie sich in jedem Semester einsparen könnte, ein Grund mit dem arbeiten aufzuhören.

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Miriam Arezina (I-BWL)  traut den Politikern und ihren Versprechungen nicht recht. "Es ist nicht schlecht, dass die Studiengebühren endlich abgeschafft werden. Die Frage ist nur: was wird stattdessen teurer und wo kommt das Geld für die Unis dann her?" Für ihre Stimmabgabe bei der Wahl spielen die Studiengebühren keine Rolle, auch wenn sie noch unentschlossen.

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"Die Abschaffung ist ein Schwachsinn. Man sollte die Studiengebühren eher verdoppeln", sagt Jahn Höck (BWL, Fennistik) und hält 600 Euro im Semester auch für angebracht. Je mehr Geld die Universitäten hätten, desto bessere Lektoren könnten sie auch einladen. Dafür ist er bereit, tiefer in die Tasche zu greifen und noch mehr zu arbeiten. "Studieren muss schließlich auch einen Wert haben." (Teresa Eder/derStandard.at, 24.9.08)

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