Kairo - Die Entführung einer Touristengruppe aus Europa in Ägypten am vergangenen Freitag hätte nach einem Bericht des Berliner "Tagespiegels" verhindert werden können, wenn ein Deutscher vor mehreren Monaten seine eigene Verschleppung nicht verheimlicht hätte. Hätte der Mann seine Gefangennahme damals gemeldet, hätten alle Reiseveranstalter die Gegend gemieden, die bisher als sicher galt, schreibt die Zeitung in ihrer Mittwoch-Ausgabe.

Der Tourist habe geschwiegen, weil er eine Verzögerung seiner Reise durch Befragungen und Formalitäten befürchtet habe. Er sei mit einem Reiseführer, einem ägyptischen Offizier, und einem einheimischen Mechaniker unterwegs gewesen und für zehn Tage von Angehörigen der Sudan Liberation Army verschleppt und ausgeraubt worden. Über Lösegeldforderungen wurde nicht berichtet.

Im aktuellen Fall der entführten Touristengruppe gibt es inzwischen immer neue widersprüchliche Angaben zur Identität der Entführer. Die arabische Zeitung "Al-Hayat" berichtete am Mittwoch unter Berufung auf einen ägyptischen Behördensprecher, die Kidnapper stammten aus Dschibuti. Zuvor hatte es von ägyptischer Seite geheißen, einer der Entführer komme aus dem Tschad, seine drei Komplizen aus dem Sudan. Das sudanesische Außenminister erklärte dagegen, die Kidnapper seien alle Ägypter.

Die verschleppten europäischen Touristen sind am Donnerstag nach sudanesischen Angaben aus dem Sudan nach Libyen gebracht worden. Die Gruppe habe die Grenze überschritten und befinde sich nun 13 bis 15 Kilometer innerhalb libyschen Gebiets, sagte eine Regierungssprecherin. Unter den Geiseln sind fünf Deutsche, fünf Italiener, eine Rumänin sowie acht ägyptische Begleiter.

Die Touristen wurden am Freitag vergangener Woche während einer Wüstensafari zwischen der ägyptischen Oase Dachla und der Hochebene Gilf al-Kabir von vier oder fünf maskierten Männern verschleppt und über die nahe Grenze in den Sudan gebracht.  (APA/dpa)