Rabat - In Marokko hat das oberste Gremium islamischer Gelehrter die Verheiratung von Mädchen ab dem Alter von neun Jahren verboten. Der Rat unter Vorsitz von König Mohammed VI. verwarf in seinem jetzt in Rabat veröffentlichten Beschluss das anderslautende Dekret eines Geistlichen vom Beginn des Monats, das eine hitzige Diskussion in dem nordafrikanischen Land ausgelöst hatte. Den islamischen Theologen Sheikh Mohamed Ben Abderrahman Al-Maghraoui, der die Verheiratung neunjähriger Mädchen erlaubt hatte, bezeichnetet das oberste Gelehrten-Gremium als "Agitator und Irreführer".

Berufung auf Mohammed

Sheikh Maghraoui hatte in seiner "Fatwa" argumentiert, die Hochzeit mit neunjährigen Mädchen sei erlaubt, da bereits der Prophet Mohammed die Ehe mit einer Braut diesen Alters vollzogen habe. Es gebe "nichts" im Koran, was darauf hindeute, dass eine Neunjährige nicht ebenso befähigt zur Ehe sei wie eine Frau im Alter von 20 Jahren oder mehr. Die Kritik an seinen Schlussfolgerungen bewertete Sheikh Maghraoui als "Teil eines säkularen Angriffs auf die islamische Nation und ihre Theologen".

Das Dekret hatte heftige Kritik bei nicht-staatlichen Organisationen und in der marokkanischen Presse ausgelöst. Der oberste Rat der Ulemas hob deshalb nun hervor, dass Sheikh Maghraoui seine Befugnisse überschritten habe. Nur der oberste theologische Rat selbst sei bevollmächtigt, derartige "Fatwas" zu erlassen. Der Rat verwies dabei auf das marokkanische Familienrecht, das die Eheschließung erst mit 18 Jahren zulässt. (APA/AFP)