Wien - Sollte bei der Nationalratssitzung am morgigen Mittwoch die Mehrwertsteuersenkung von 10 auf 5 Prozent beschlossen werden, heißt das noch lange nicht, dass Lebensmittel dadurch um diesen Prozentsatz günstiger werden. Das liegt daran, dass der Handel von Preisen unter 3 Euro geprägt ist. Je niedriger aber der Artikelpreis, desto stärker beeinflussen Rundungsdifferenzen und Schwellenpreise die Preisgestaltung - was laut einer Studie zur Folge hat, dass bei rund 50 Prozent des Einkaufes nur eine Ersparnis von bestenfalls 2,9 Prozent anfällt.

Langfristig könnten es sogar nur 1,8 Prozent sein. Der Handel hatte zuletzt immer betont, dass die Preisreduktion voll an die Konsumenten weitergegeben werde.

Laut einer Marktanalyse von Kreutzer Fischer & Partner, bei der nach Eigenangaben 3.620 Einkaufsbons untersucht wurden, kosten neun Prozent aller eingekauften Artikel 0,99 Euro, sieben Prozent 0,69 Euro und knapp fünf Prozent 1,69 Euro. Mit den zwölf häufigsten Preisen können knapp die Hälfte aller Einkäufe getätigt werden.

Aufrechterhaltung erlernter Preisstruktur

Der Lebensmittelhandel preist gewichtsegalisierte Ware fast durchgängig mit 5 oder 9 Cent auf der zweiten Kommastelle aus. "Es ist daher davon auszugehen, dass sich auch mehrwertsteuerreduzierte Preise an diesen Schwellenpreisen orientieren. Schon bei der Umstellung von Schilling auf Euro konnte der Vorgang eindrucksvoll beobachtet werden. Die Motivation ist hier weniger ein Körberlgeld für den Handel, denn die Aufrechterhaltung einer erlernten Preisstruktur", so die Studienautoren.

Der Lebensmittelhandel hat versichert, dass die Preissenkung 1:1 weitergegeben wird und kein Körberlgeld einbehalten bleibt. "Sollte tatsächlich eine Senkung der Mehrwertsteuer auf Lebensmittel beschlossen werden, ist es für den Handel selbstverständlich, diese Senkung an den Kunden weiterzugeben", versicherte Erich Lemler, Obmann der Bundessparte Handel in der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ), zuletzt. Dafür werde schon allein der "enorme Wettbewerb im Lebensmitteleinzelhandel" sorgen, meinte Lemler. (APA)