Nachdem Dieter Moor Samstag gegen 23.00 Uhr William Shakespeare als "Winner" der von ZDF und Arte veranstalteten Suche nach dem größten europäischen Dramatiker bekanntgegeben hatte, konnte man auf eine im Großen und Ganzen doch recht erfreuliche Initiative der TV-Sender zurückblicken. Wie Moor in Interviews nicht zu betonen müde wurde, ginge es den Veranstaltern natürlich nicht ernsthaft um eine Wertung.

Dass man selbst vom kulturbewussten Kanal Arte nicht erklärt bekommen möchte, ob nun Beckett, Brecht oder Sartre, Molière, Schiller oder Ibsen "besser", "größer" seien als Goethe, Tschechow oder Sophokles (dies die zehn Finalisten), versteht sich von selbst. Diskutabel ist auch das vermaledeite Ranking-Format: Wer verantwortet etwa, dass der große Novellist Anton Tschechow locker in die Top Ten hüpfte, während ein Heiner Müller gerade noch in den Top 50 Erwähnung fand?

Aber lassen wir persönliche Vorlieben, private Entrüstungen beiseite. Loben wir stattdessen einen Sender, der sich, publikumswirksam und showtechnisch massentauglich, immerhin hinter einen Bildungsauftrag klemmt. Die einstündigen Porträts, die Arte in den vergangenen zwei Wochen um 20.15 Uhr sendete, waren nicht nur für eine Erstbegegnung (Jugendbildung!) mit den Autoren ideal.

Sie drängten keine Einschätzungen auf, hielten sich schlicht und unterhaltsam an die Basics, zeigten Ausschnitte aus zum Teil historischen und wichtigen Inszenierungen, brachten Autoren und den Umgang mit deren Werken klar und übersichtlich näher. Leider wurden so nur die "Top Ten" vorgestellt. (ih/DER STANDARD; Printausgabe, 22.9.2008)