Frankfurt/Main - Bestseller-Autor Daniel Kehlmann ("Die Vermessung der Welt") würde den Deutschen Buchpreis gern wieder abschaffen. In einem Beitrag für die "Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung" schreibt Kehlmann: "Ein solches Spektakel mag die Umsätze des Buchhandels erhöhen, für die Literatur ist es bedauerlich und für die Schriftsteller, die ja niemand gefragt hat, ob sie sich einer solchen Prozedur unterwerfen möchten, eine Quelle der Sorge und der Depression."

Bücher, die nicht auf der sogenannten Longlist stehen, würden kaum noch rezensiert. Die Wertungen der Jury seien geprägt von "außerliterarischen Mechanismen eines zwar nicht korrupten, aber doch sehr verfilzten Milieus". Und die nominierten Autoren würden inoffiziell gezwungen, bei der Preisverleihung dabei zu sein und sich zur Befriedigung der medialen Neugier "nebeneinander vor die Kamera zu setzen wie Schlagersänger in einer Castingshow".

"Mag ein Buch auch epochal gelungen sein - ist sein Autor nicht bereit, Beruhigungsmittel zu schlucken und gewissermaßen körperlich zum Wettkampf anzutreten, wird er den Preis nicht bekommen." Autoren würden behandelt, als hätten "sie nicht einen Roman geschrieben, sondern an einem Hundertmeterlauf teilgenommen". Kunst sei aber kein Sport. "Bücher stehen miteinander im Wettstreit, ihre Autoren aber nicht", findet Kehlmann, der die Vergabeprozedur des Buchpreises "demütigend" findet. (APA/dpa)