Eine TV-Konfrontation der Spitzenkandidaten, zwei Einschätzungen, die gegensätzlicher nicht sein könnten: "TV-Duell als Einschlafhilfe", so fasste die Zeitung Österreich mit einer knallgelben Schlagzeile über die Doppelseite die Debatte zwischen VP-Chef Molterer und dem Grünen Alexander Van der Bellen zusammen.

"Das Kommunikationsniveau blieb das gesamte TV-Duell hindurch hoch - Untergriffe waren selten", hob hingegen Tatjana Lackner hervor, die als Expertin für Sprache und Ausdruck die Wahlauseinandersetzungen für den Standard analysiert.

Nachdenkenswert. Ein ewiges Dilemma, wie man Politik im Fernsehen, konkret im öffentlich-rechtlichen, vorführen soll. Was die einen als "Kuscheldiskussion", als "Kämpfchen" statt "Kampf" - also fad - empfinden, erleben andere als angemessen.

Krawallzeitungen kann es nie laut genug sein, Hauptsache, es gibt "gute" Sager, wenn auch kaum politische Inhalte. Sie sind rasch mit der Abrechnung von Sieger und Verlierer zur Stelle - meist auf Basis schwacher Daten. Es wäre fatal, wenn solches das Diskursniveau im Land bestimmen würde.

Poster "Rand" fand das sanfte Molterer-Van-der-Bellen-Gespräch gut, weil es mehr um die "Perspektiven des Landes" ging. Wer Unterhaltung suche, der solle "zu ProSieben und RTL gehen", also zu Privat-TV-Sendern.

Nun, so einfach ist das nicht. So haben wir bei Puls 4 eine "Elefantenrunde" gesehen: schnell, inhaltlich reich, spannend, mit fünf (!) Spitzenkandidaten (ohne SP-Verweigerer Faymann). Ohne Durcheinanderschreien, bei dem man nichts mehr versteht (so wie das in einigen ORF-Konfrontationen geschah). Das gelang mit einem einfachen Trick: Die Moderatoren führten sehr dynamisch, und wer laut wurde, dem wurde das Mikro zurückgedreht. Seriös muss also nicht fad sein und spannend nicht unseriös. Da sollte sich auch der ORF mehr trauen. (tom/DER STANDARD; Printausgabe, 20./21.9.2008)