Fluoreszenzaufnahme eines amyloiden Plaques im Gehirn einer
erkrankten Maus. In der Umgebung des Plaques (blau) befinden
sich Nervenzellen (grün) und Gliazellen (gelb-rötlich).

Foto: TU München

München - Die Alzheimer-Krankheit ist durch eine sich schleichend entwickelnde Funktionsstörung des Gehirns gekennzeichnet, bei der Nervenzellen langsam, aber stetig fortschreitend zugrunde gehen. Dadurch wird im Verlauf der Erkrankung zunehmend die Hirnleistung beeinträchtigt. Diese Störungen der Hirnfunktion wurden bisher allgemein durch die Aktivitätsabnahme in Nervenzellen sowie durch den Abbau der Nervenzellkontakte erklärt.

Aktuelle Untersuchungen des Institutes für Neurowissenschaften der TU München in Zusammenarbeit mit der Novartis Pharma AG und der LMU München liefern nun erstmals konkrete Informationen über die Funktionsstörungen der Nervenzellen im erkrankten Gehirn. Die Ergebnisse wurden im Magazin "Science" veröffentlicht, gab die Universität in einer Aussendung bekannt.

Direkte Beobachtung

Eine Arbeitsgruppe unter der Leitung von Arthur Konnerth und Olga Garaschuk konnte durch den Einsatz neuartiger Mikroskopie-Methoden im Mausmodell erstmals die Aktivität von Nervenzellen im erkrankten Gehirn direkt beobachten. Ermöglicht wurden die Messungen durch die Verwendung spezieller Fluoreszenzfarbstoffe, deren Leuchtintensität entsprechend der Zellaktivität zunimmt.

Die Untersuchungen bestätigen teilweise frühere Vermutungen, dass bei Alzheimer die Nervenzellaktivität abnimmt. Überraschend war den Forschern zufolge jedoch, dass bei einem Teil der Hirnzellen eine massive Zunahme der Aktivität beobachtet wurde. Die "hyperaktiven" Hirnzellen befinden sich immer in unmittelbarer Nähe von amyloiden Plaque-Ablagerungen, einem der Hauptmerkmale der Alzheimer-Krankheit. Verschiedene Hinweise würden belegen, dass die Ursache für die starke Aktivitätszunahme eine lokale Enthemmung im Plaquebereich ist. Die hyperaktiven Hirnzellen seien dabei häufig synchron aktiv. Diese Beobachtung liefere einen Erklärungsansatz für die erhöhte Neigung mancher Alzheimer Patienten zu epileptischen Anfällen, heißt es in der Aussendung.

Mit Hilfe der neuen Methode könnten spezifische neuronale Funktionsstörungen in verschiedenen Hirngebieten künftig gezielt aufgeklärt werden. (red)