Tel Aviv - Die neue Vorsitzende der israelischen Regierungspartei Kadima, Tzipi Livni, hat den politischen Rückzug ihres härtestes parteiinternen Rivalen, Shaul Mofaz, bedauert. Der Rückzug hatte in Israel alle überrascht und war am Freitag das beherrschende Thema in den Medien. Mofaz hatte am Donnerstagabend eine "Auszeit" von der Politik angekündigt. Außerdem lehnte der Transportminister ein für Freitag geplantes Treffen mit Livni ab. Die Außenministerin traf sich am Freitag in Petah Tikwa mit den Abgeordneten der Kadima-Fraktion. Außer Mofaz fehlte auch der scheidende Ministerpräsident Ehud Olmert bei dem Fraktionstreffen.

Kommentatoren meinten am Freitag, dass Livni mit dem Rücktritt des Ministers geschwächt worden sei. Sie habe nicht nur einen bekannten Vertreter der orientalischen Einwanderer verloren, sondern auch jenen Mann, der insbesondere mit dem Thema Sicherheit identifiziert werde, schreibt die Tageszeitung "Haaretz". Livni sei mit dem Rückzug von Mofaz in eine hoffnungslose Situation geraten, kommentiert die Zeitung "Maariv". Sie habe die absolute Nummer 2 in Partei, eine Autorität in Verteidigungsfragen und die Chancen auf die Bildung einer stabilen Regierung verloren.

Der 60-Jährige Mofaz will bis zur Bildung einer neuen Regierung sein Amt als Verkehrsminister weiter ausfüllen. Zu seinem Rückzug sagte er: "Ich habe zusammen mit meiner Familie entschieden, dass es an der Zeit für eine Auszeit ist." "Ich akzeptiere das Ergebnis der Wahl und führe keinerlei Beschwerde gegen irgendjemanden." (APA/dpa)

Auslöser für diesen Schritt soll nach Angaben der israelischen Medien der Ablauf des Wahltages am Mittwoch gewesen sein. Vertraute von Mofaz hätten sich beschwert, dass alle drei israelischen Fernsehsender die ersten Hochrechnungen bereits 15 Minuten vor Schließung der Wahllokale veröffentlicht hätten. Auf Grund des vermeldeten großen Vorsprungs von Livni von bis zu zwölf Prozentpunkten hätten einige Mofaz-Anhänger dann nicht mehr gewählt. Livni hatte am Ende mit nur 1,1 Prozentpunkten oder 431 Stimmen Vorsprung gewonnen.

Die israelischen Medien spekulierten am Freitag auch über mögliche andere Motive. Einige Kommentatoren meinten, Mofaz gönne sich eine Auszeit, bevor er wieder zur rechtsgerichteten Likud-Partei von Oppositionsführer Benjamin Netanyahu zurückkehre. Mofaz hatte den Likud in Richtung Kadima verlassen, weil er keine Aussicht hatte, Likud-Parteivorsitzender zu werden.