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Unterrichtsministerin Claudia Schmied erwartet sich viel vom neuen „Bundesinstitut für Bildungsforschung, Innovation und Entwicklung des österreichischen Schulwesens“ (BIFIE).

Foto: Bifie/Neumayr/MMV

Salzburg – Unterrichtsministerin Claudia Schmied (SPÖ) in Salzburg das neue „Bundesinstitut für Bildungsforschung, Innovation und Entwicklung des österreichischen Schulwesens“, kurz BIFIE, offiziell eröffnet. Zu den Aufgaben des Instituts gehört es, international vergleichende Schülerleistungsstudien wie PISA durchzuführen, die neuen nationalen Bildungsstandards zu überprüfen, regelmäßig einen Bildungsbericht herauszugeben, Reformen und Schulprojekte zu begleiten und zu evaluieren.

Jahresbudget 6,5 Millionen Euro

Das Institut mit momentan 57 Mitarbeitern verteilt sich auf die drei Standorte Salzburg (Bildungsmonitoring), Graz (Evaluation) und Wien (Innovation) sowie eine Außenstelle in Klagenfurt. Im BIFIE wurden einige bestehende Einrichtungen zusammengeführt, darunter das Zentrum für vergleichende Bildungsforschung der Uni Salzburg und das Zentrum für Schulentwicklung in Graz. Das Institut ist als Körperschaft öffentlichen Rechts ähnlich organisiert wie eine Universität. Geleitet wird das BIFIE von den beiden Direktoren Günter Haider und Josef Lucyshyn. Das Unterrichtsministerium bezahlt das Jahresbudget in der Höhe von 6,5 Millionen Euro.

Bildungsbericht alle drei Jahre geplant

Die Bildungspolitik brauche „einen faktenbasierten Zugang“, sagte Schmied bei der Eröffnung. Als Grundlage dafür soll vor allem der neu eingeführte nationale Bildungsbericht dienen, der alle drei Jahre vom BIFIE in Zusammenarbeit mit Erziehungswissenschaftlern von den Universitäten erstellt werden soll. Die Bildungssprecher aller Parlamentsparteien seien in die Vorbereitung und Schwerpunktsetzung des Berichts eingebunden gewesen, betonte die Ministerin.

Bericht soll im Frühjahr kommen

Im nächsten halben Jahr stünden auf dem Programm des BIFIE unter anderem die Veröffentlichung eines vertiefenden Expertenberichts zu den Detailergebnissen der Schülerleistungsstudie PISA 2006 und ein erster Bericht über die 2007 erhobenen Daten zu den Mathematik- und Naturwissenschaftskompetenzen der Volksschüler (TIMSS), kündigte Direktor Günter Haider an. Im Frühjahr soll die Veröffentlichung des ersten nationalen Bildungsberichts folgen, im April und Mai werden zum ersten Mal die Bildungsstandards in der 4. und 8. Schulstufe überprüft.

„Sehr zufrieden“ mit Zentralmatura

Ein weiteres Vorhaben, mit dem nun das BIFIE betraut ist, ist die Vereinheitlichung der schriftlichen Matura. Am Ende des abgelaufenen Schuljahrs bekamen in einem Pilotprojekt Maturanten an insgesamt 57 Schulen in Englisch und Französisch identische Reifeprüfungsaufgaben, die am BIFIE ausgearbeitet worden waren. Die Rückmeldungen von Schülern und Lehrern hätten einen „sehr hohen Zufriedenheitsgrad“ gezeigt, sagte BIFIE-Direktor Josef Lucyshyn im Gespräch mit derStandard.at.

Ausweitung auf restliche Hauptfächer

Im Oktober werde man die endgültige Evaluationsergebnisse veröffentlichen, das Projekt soll weiter ausgebaut werden, kündigte Lucyshyn an. Im kommenden Schuljahr werde man Prüfungsaufgaben auch für die übrigen lebenden Fremdsprachen zur Verfügung stellen, Latein soll in zwei und Mathematik in drei Jahren folgen.

Forschungsauftrag aus Salzburg

Als aus dem Unterrichtsministerium ausgegliederte Organisation kann das BIFIE nun auch Forschungsaufträge von anderen Stellen annehmen. Salzburgs Landeshauptfrau Gabi Burgstaller (SPÖ) hat davon bereits Gebrauch gemacht. Konkret gehe es in dem Auftrag darum, herauszufinden, wie man die Warteliste arbeitsloser Junglehrer so handhaben könne, dass die qualifiziertesten Lehrer bei der Jobvergabe vorgezogen werden: „Bevor wir das etwas betriebsblind im eigenen Bereich machen, lagern wir es lieber aus“, sagt Burgstaller, die in der Landesregierung für das Ressort Bildung zuständig ist.

Gemeinsame Lehrerausbildung gefordert

Letztlich brauche es aber Aufnahmeverfahren am Beginn der Lehrerausbildung, welche die Eignung der Kandidaten sicherstellen, sind sich Burgstaller, Schmied und Lucyshyn einig. Anzustreben sei letztlich für Lehrer an allen Schulen und auch für Kindergartenpädagogen eine gemeinsame universitäre Ausbildung auf Master-Niveau, sagt Lucyshyn: Die angehenden Lehrer sollten an den Pädagogischen Hochschulen didaktisch ausgebildet werden und parallel dazu fachliche Kenntnisse in den jeweiligen Unterrichtsfächern an den Universitäten erwerben.

Wunschzettel für die nächste Regierung

Die gemeinsame Ausbildung der Lehrer von Pflichtschulen und höheren Schulen gehört auch zum Wunschzettel, den die Unterrichtsministerin in der nächsten Legislaturperiode erfüllt sehen möchte. Weiters finden sich unter ihren Forderungen ein verpflichtendes Kindergartenjahr, eine Dienstrechtsreform mit höheren Einstiegsgehältern für Junglehrer, die Einführung eines mittleren Managements an größeren Schulstandorten, Modellversuche zur Neuen Mittelschule in allen Bundesländern und Investitionen in Schulgebäude, um „Raum für Bewegung, Sport, Tanz und Theater“ an Ganztagsschulen zu schaffen. Zu ihrer eigenen Zukunft als Ministerin wollte sich Schmied nicht festlegen: „Persönlich kann ich nur sagen, dass ich das sehr gerne mache. Aber warten wir erst einmal den 28. September ab.“ (Markus Peherstorfer, derStandard.at, 18.09.2008)