Keine lebende Schaufensterpuppe, sondern der Auftritt eines Stars: Vampira in "Plan 9 from Outer Space".

Foto: Arte/ZDF/Winkler Film

Jede Generation hat ihren Kult, egal ob Babyboom, Automarken oder fehlende Zukunftshoffnung. Bei den Filmen von Edward D. Wood jr. - kurz: Ed Wood - verhält es sich umgekehrt: In jeder Generation finden sich Menschen, die dessen Werkeln in Hollywood als Kult entdecken.

Was, wie im Fall von "Plan 9 from Outer Space", einer trashigen Mischung aus Science-Fiction-, Grusel- und Krimi-Film, durchaus faszinierend sein kann. Etwa wenn der Urvater aller Dracula-Darsteller, Bela Lugosi, stilecht mit Cape und graumelierten Schläfen durchs kalifornische Unterholz und später durchs adrette US-Schlafzimmer schleicht.

Sein Spiel ist so ernst wie veraltet, Aufmachung und Drehort (staubige Straßen, trockene Buschwälder) passen so wenig zusammen wie Woods Schnitte zwischen Tag- und Nachtszenen. So entsteht unfreiwillig ein wunderbares Dokument dessen, was passiert, wenn der Ruhm längst vergangener Broadway-Größen nur mehr Fans, wie es Regisseur Ed Wood einer war, ein Leuchten in die Augen zaubert. Woods Arbeit, ausgeschildert als "schlechtester Film aller Zeiten", glänzt durch das Amateurhafte. Die Kostüme des außerirdischen "Emperors" schmückt eine Hellebarde, den Kommandotisch ziert zusammengestöpselter Schrott, die Raumschifftür ist ein Vorhang, doch wer weiß es besser? Selbst die an Nylonfäden durchs Bild geschwenkten Ufos, die herumstolpernden Untoten (allen voran "Vampira" ) - das alles versprüht mehr Charme als kühl-abgeschleckte Mystery-Serien.

Woods Filme, wie eben "Plan 9 from Outer Space" sind neben aller ungewollten Lacher berührende Dokumente über das Schaffen eines Fans, eines Liebhabers, der mit Hingabe und einer Portion Wahnsinn "Kino" machte. (Georg Horvath/DER STANDARD, Printausgabe, 19.9.2008)