Jena - Die Entschlüsselung der Genome von Insekten wird nach Expertenmeinung neue Möglichkeiten für die Schädlingsbekämpfung in der Landwirtschaft und im Kampf gegen Krankheiten wie Malaria eröffnen. Inzwischen sei das Erbgut von 24 Insektenarten bekannt oder werde gerade entschlüsselt, sagte der Genomforscher Cornelis Grimmelikhuijzen. In den kommenden Jahren werde die Zahl auf 30 bis 40 steigen.

"Diese Genom-Daten sind eine wahre Goldgrube, weil wir diese Tiere nun viel besser verstehen." Die Nutzung solcher Erbgutinformationen ist ein Schwerpunkt der Jahrestagung der Deutschen Zoologischen Gesellschaft, die am Freitag in Jena beginnt.

Von großer Bedeutung

Insekten sind weltweit die größte Tiergruppe. "Sie sind ökonomisch und ökologisch extrem wichtig, weil der Großteil der Blütenpflanzen zur Bestäubung auf Insekten angewiesen ist", betonte der Experte. Allein die Honigbiene bestäube in den USA jedes Jahr Kulturpflanzen im Wert von 15 bis 20 Milliarden Dollar. Zugleich könnten bestimmte Insekten große Teile der Ernte vernichten oder Krankheiten wie Gelbfieber und Malaria übertragen. Daher sei ein tieferes Verständnis der Gene von Insekten und ihrer Funktionen von großer Bedeutung.

Forschungsarbeit

Ein Insekt genetisch zu entziffern dauere etwa zwei Jahre. "Die größere Arbeit ist es, die Funktionen der im Schnitt etwa 15.000 Gene herauszufinden", erklärte Grimmelikhuijzen, der an der Universität Kopenhagen forscht. Das könne weitere fünf Jahre in Anspruch nehmen. Im Schnitt weisen die Genome zu etwa 50 Prozent Ähnlichkeiten mit dem menschlichen Erbgut auf. Daher könnten einige Krankheiten etwa anhand der Fruchtfliege Drosophila erforscht werden.

Schädlingsbekämpfung

Große Hoffnung setzt Grimmelikhuijzen auf Fortschritte in der Schädlingsbekämpfung. "Die Insektizide, die derzeit benutzt werden, sind sehr unspezifisch und töten eine Vielzahl von Tieren", sagte er. "Man hat nun die Möglichkeit, ganz spezielle Mittel zu entwickeln, die nur für ein Insekt gelten." So werde untersucht, wie mittels bestimmter Substanzen einzelne Hormonrezeptoren blockiert werden. (APA/dpa)