Chinesen konsumierten im Vergleich zu den westlichen Industrieländern bis vor Kurzem
wenig Milch, „dass sie sie nicht vertragen, weil ihnen ein Enzym zur Spaltung von Milcheiweiß fehlt, ist aber eine Mär", sagt Andreas Bayer, Rektor der Privatuniversität für Traditionelle Chinesische Medizin in Wien. Zehn Prozent aller Asiaten leiden an Milchunverträglichkeit, im
Vergleich dazu sind hierzulande etwa acht Prozent davon betroffen. "Milch, als Produkt
aus dem Westen, ist seit der Öffnung Chinas aber stark in Mode und wird als gesundes Lebensmittel vermarktet", berichtet Bayer. Milchpulver ist Teil dieses Hypes, und Mütter, die ihre Babys früher mit Sojamilch gefüttert haben, sind im Zuge der massiven Werbung auf Milchpulver
umgestiegen. Sie wollten ihren Kindern etwas Gutes tun.

"Milch ist nach TCM ein kühlendes Nahrungsmittel, im Übermaß genossen aber ungesund", ist Bayer überzeugt. Das Paradoxon: Während hier zunehmend Sojaprodukte in den Handel kommen, boomt Kuhmilch in China - ein globaler Switch sozusagen. (pok/ DER STANDARD Printausgabe 18.9.2008)