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Im Oktober im Waldviertel: Jorge Semprún.

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Wien - "Bin ich Spanier? Bin ich Franzose? Bin ich deutschsprachiger Intellektueller? Wahrscheinlich bin ich erstens Europäer, zweitens Spanier", sagte der Schriftsteller Jorge Semprún im Vorjahr in einem STANDARD-Interview, als er mit dem österreichischen Staatspreis für europäische Literatur ausgezeichnet wurde. Am 24. und 25. Oktober ist der europäische Visionär und ehemalige spanische Kulturminister Ehrengast bei Literatur im Nebel, dem vom Dichter Robert Schindel, Kontrollbankchef Rudolf Scholten und Heidenreichsteins Bürgermeister Johannes Pichler initiierten Festival.

Und zum dritten Mal wird sich der kleine Ort Heidenreichstein im nördlichen Waldviertel zwei Tage lang in ein Zentrum der Weltliteratur verwandeln: wenn Bühnenstars und prominente Autoren einem großen Dichter mit Lesungen die Ehre geben. Im ersten Jahr wurde Salman Rushdie gewürdigt. Amos Oz, Ehrengast 2007, schwärmte in einem Brief an seine Verlegerin, Literatur im Nebel sei ein einmaliges Erlebnis gewesen, "das bei weitem faszinierendste Festival, das ich je erlebt habe."

Und heuer eben der eminent politische Autor Jorge Semprún: 1923 in Madrid geboren, wurde er mit zwanzig nach Buchenwald deportiert; das, sagt Semprún, habe ihn am meisten geprägt. Schweigen ist unmöglich: Dieser Romantitel ist geradezu programmatisch für Leben und Werk des ehemaligen Kommunisten, der im Untergrund gegen die spanischen Faschisten kämpfte, später aber aus der Partei ausgeschlossen wurde.

Lesen werden u.a. Elisabeth Orth, Sophie Rois, Markus Hering, Anne Bennent, Vladimir Vertlib, Xaver Bayer, Peter Turrini, Eva und Robert Menasse. Semprún, ausgezeichnet mit dem Friedenspreis des deutschen Buchhandels und dem Bruno-Kreisky-Preis, reist mit einem prominenten Freund ins Waldviertel: Regisseur Costa Gavras wird lesen und auch seinen Film Z nach einem Semprún-Drehbuch zeigen. (Andrea Schurian, DER STANDARD/Printausgabe, 18.09.2008)