Fenster sorgen für Tageslicht und Gemütlichkeit. Die bauphysikalischen Aufgaben meistern sie im Hintergrund.

Collage: STANDARD/Friesenbichler

Wichtig ist vor allem der fachgerechte Einbau in die Wand. Die neuesten Trends.

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Ein Mann steht im Jogginganzug in der Küche und schneidet Gemüse, im Zimmer nebenan flimmert der Bildschirm. Ein Stockwerk höher sitzt eine Frau am Küchentisch und liest Zeitung. Transparentes Wohnen ist in New York City absolut in. Die Wohnungen sind vom Fußboden bis zur Decke verglast, die Blicke der Passanten und Nachbarn können ungehindert in die Innenräume dringen.

Auch in Österreich geht der Trend zu immer größeren Fensterflächen - vor allem im Einfamilienhausbereich. Wer einen Hausbau beabsichtigt, der muss sich aber nicht nur über die Fenstergröße Gedanken machen. Weit wichtiger sind das Wärmedämmvermögen, die Lichtdurchlässigkeit sowie die Schalldämm-Eigenschaften von Scheibe und Rahmen. Es ist ratsam, sich mit den gängigsten technischen Werten bereits im Vorfeld vertraut zu machen.

Der so genannte U-Wert gibt den Widerstand eines Bauteils gegen den Verlust von Wärme an und sollte möglichst niedrig sein. Der g-Wert gibt an, wie viel Sonnenlicht das Glas hindurchlässt, und der Rw-Wert bezeichnet den Grad der Schalldämmung. Hier gilt: je höher der Wert, desto besser die Resistenz gegen Lärm.

Kälte und Feuchtigkeit drohen

Wird das Fenster nicht fachgerecht eingebaut, dann können Kälte und Feuchtigkeit eindringen. Jeder noch so gute U-Wert wird damit zunichte gemacht. "In jedem Fall sollte man sich an eine renommierte Firma wenden", rät der Kunststofffenster-Produzent Rudolf Frühlinger. Etwaige Folgeschäden kämen oft erst später zu Tage. "Der Kunde merkt einen Fehler erst, wenn es Mauerschäden oder Schimmelbildung gibt."

Reinhold Ploderer ist Leiter des Wien-Energie-Hauses in der Mariahilfer Straße in Wien. Er weiß, dass beim Einfamilienhausbau die Finanzen oft knapp sind und dass an einer professionellen Bauaufsicht daher gern gespart wird. Mit etwas Geschick könne man die Bauaufsicht beim Fenstereinbau zwar auch selbst übernehmen, doch dazu sei es nötig, sich etwas Zeit zu nehmen und sich in die Materie einzuarbeiten.

Im Wien-Energie-Haus gibt es Informationen zur fachgerechten Montage. Demonstriert wird dies anhand von 1:1-Fenstermodellen. Darüber hinaus kann man dort auch einen Termin mit einem Fachmann vereinbaren. Das Angebot ist groß, und mögliche Förderungen für energieeffizientes Bauen wollen bedacht sein.

Immer bessere Kennwerte

Natürlich weist die neue Fenstergeneration immer bessere Energiekennwerte auf: Inzwischen werden auch die Rahmen gedämmt oder sogar elektrisch beheizt, um Kondensatbildung zu vermeiden. Neu ist auch das Umdenken von der Zweifachverglasung zum Dreifachglas sowie die Füllung des Glaszwischenraums mit Argon oder Krypton statt - wie bisher - mit Luft. Die Edelgase haben eine geringere Wärmeleitfähigkeit und senken so den U-Wert des Fensters.

Bevor man sich für ein Fenstermodell entscheidet, sollte man jedoch das gesamte System betrachten bzw. von einem Fachmann beurteilen lassen. Wichtig ist dies vor allem im Altbau. Ein hochgradig gedämmtes Fenster macht nämlich nur dann Sinn, wenn auch die Wand gut gedämmt ist. Ist das nicht der Fall, dann steigt die Gefahr von Schimmelpilz-Bildung.

Auch an Überhitzung denken

Große Fenster lassen nicht nur viel Ein- und Ausblicke zu, sie lassen auch viel Sonne rein. Das Thema der Überhitzung darf bei den Überlegungen daher nicht außer Acht gelassen werden. Diesem Umstand kann man mit einem innen- oder einem außenliegenden Sonnenschutz begegnen oder - wer technische Spielereien liebt - mit einem schaltbaren Sonnenschutzglas.

Die Einfärbung des Glases - von transparent bis blau - wird per Knopfdruck gesteuert. Durch eine Nano-Beschichtung verändert sich die Lichtdurchlässigkeit innerhalb von Minuten. Glasvorhänge funktionieren nach dem gleichen Prinzip: Per Knopfdruck wandelt sich das Glas von durchsichtig auf opak. Eine Erfindung, die auch in New York Gefallen findet - zumindest bei denen, die ein wenig Privatsphäre haben wollen. (Anne Isopp, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 13./14.9.2008)