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Einfallsreich: die Fans von Lech Posen.

Foto: Reuters/Kuzmanovic

Wien - Als Spieler machte er dem Gegner als Verteidiger das Leben schwer, als Trainer folgt Franciszek Smuda aber der Ruf, ein Offensivapostel zu sein. So wundert es nicht, dass der Trainer von Austrias UEFA-Cup-Gegner Lech Posen vor dem Hinspiel am Donnerstag (19.30 Uhr) selbstbewusst erklärte: "Es hilft nichts, auf ein Unentschieden zu spekulieren, und dann in der letzten Minute ein Tor zu bekommen. Wir fahren auch nach Wien, um zu gewinnen."

Nur einen Punkt hinter der Spitze

Rechtzeitig vor dem Auftritt im Wiener Horr-Stadion scheint der in Polen als Meistertipp gehandelte Eisenbahnerclub "KKS Lech Poznan" in Fahrt gekommen zu sein. Nach fünf "Ekstraklasa"-Runden liegt der nach dem legendären Gründer Polens benannte Verein als Sechster einen Zähler hinter Spitzenreiter Legia Warschau, mit einem 4:1 bei Meister Wisla Krakau am Sonntag meldete Lech vor den Augen von Austria-Coach Karl Daxbacher ("Wir werden zwei sehr gute Tage benötigen") aber vehement seinen Anspruch auf den Titel an.

Seine Mannschaft sah Smuda vor dem Aufeinandertreffen mit der Austria trotzdem nicht in der Favoritenrolle. "Ligaspiele sind immer anders als Europacupspiele. Austria Wien ist für mich Favorit, weil viele erfahrene Spieler dort spielen. Sie haben in den vergangenen Jahren immer im Europacup gespielt, Lech ist erstmals seit ein paar Jahren wieder dabei.", meinte der 60-jährige, der als Spieler und Trainer viele Jahre in Deutschland tätig war.

6:0-Kantersieg gegen die Grasshoppers

Zuletzt absolvierte Polens fünffacher Meister 2004 einen Auftritt in der UEFA-Cup-Quali, wo es gegen den russischen Club Terek Grosni das Aus setzte. In dieser Saison ließ der 1922 gegründete, früher staatliche Eisenbahner-Verein aber vor allem mit einem 6:0-Kantersieg gegen die Grasshoppers Zürich im Miejski-Stadion in Posen aufhorchen.

Dass auch die Austria seiner Mannschaft ins offene Messer laufen könnte, glaubt Smuda nicht. "Wir haben eine sehr junge Mannschaft, das Durchschnittsalter liegt manchmal bei 22 Jahren. Die Austria hingegen ist sehr erfahren. Allein Jacek Bak ist ein Name, den man in Polen natürlich kennt." Die Wiener habe er gegen den SV Mattersburg beobachtet, Rückschlüsse aus dem mühevollen 2:1 der Violetten wolle er aber nicht verraten.

Gilewicz warnt Posen

Mit der Auslosung hatte sich Smuda, der die im Lager der enthusiastischen Fans als "Kolejorz" (Eisenbahner) bekannte Mannschaft seit 2006 betreut, zufrieden gezeigt. "Wir hatten Glück, aber ob es wirklich so ist, sehen wir nach zwei Spielen. Austria Wien ist vergleichbar mit der Mittelklasse der deutschen Bundesliga", hatte Smuda erklärt, nachdem ihm Schalke 04, Aston Villa, Deportivo La Coruna und der SC Heerenveen erspart geblieben waren.

Der nun für Polonia Warschau spielende Ex-Austria-Stürmer Radoslaw Gilewicz schickte via Presse die Warnung, die Austria "sehr ernst" zu nehmen. Mit jener Truppe, die 2004 und 2006 zweimal die Hürde Legia Warschau nahm, um in die UEFA-Cup-Gruppenphase einzuziehen, seien die Wiener aber nicht zu vergleichen. "Damals standen fast nur Teamspieler im Kader."

Bosacki fit?

Im personellen Sektor herrschte im Lager der Polen in der vergangenen Woche Rätselraten um die Fitness von Teamspieler Bartosz Bosacki. Der 32-jährige Innenverteidiger war im WM-Quali-Spiel gegen Slowenien am 6. September verletzt ausgetauscht worden und ist seitdem nicht mehr im Einsatz gewesen. Laut Smuda wurde er gegen Wisla geschont, um in Wien fit zu sein.

Besonderes Augenmerk wird die Austria-Defensive auf Polens Shooting-Star Robert Lewandowski richten müssen. Der 20-jährige Stürmer befindet sich derzeit in Topform und gilt als Spezialist bei Debüts. Bei seinem ersten Einsatz für Lech traf er ebenso wie bei seinem Liga-Debüt, seinem Europacup-Debüt sowie seinem ersten Länderspiel für Polen, dem 2:0 gegen San Marino am vergangenen Mittwoch. Im Lechs 4-3-2-1-System wird Lewandowski als Solospitze vor den beiden Offensivspielern Slawomir Peszko und Semir Stilic erwartet.(APA)