Der Nußbaumertisch des österreichischen
Rundfunkpioniers Otto Nußbaumer: Mit ihm gelang 1904 die erste drahtlose Musikübertragung

Am 19. September eröffnet in der Kulturfabrik Hainburg eine Ausstellung, die in eine aus heutiger Sicht wundersam retrofuturistische Welt führt: "Zauberhafte Klangmaschinen", organisiert vom IMA Institut für Medienarchäologie in Kooperation mit dem Technischen Museum Wien, ist der Geschichte (und den Geschichten) der Klangerzeuger, Klangspeicher und der Klangübertragung gewidmet.

Foto: Technisches Museum

Magneton (aus: "Die Welt des Schalles", 1943)

Namen wie Trautonium oder Rhythmikon stehen für heute weitgehend vergessene Erfindungen und die allerersten Generationen elektronischer Musikinstrumente. Manche wie das Mellotron oder das Theremin werden aber heute noch von MusikerInnen mit Geschichtsbewusstsein (und einem Faible für das Besondere) gespielt.

Foto: F.Scheminzky

"Urahn" Theremin

Das Theremin nimmt darin eine Sonderstellung ein: 1919 vom russischen Erfinder Lew Termen - angeblich bei der Arbeit an einer Alarmanlage - entwickelt, handelt es sich nicht nur um das erste elektronische Musikinstrument der Geschichte, sondern auch um eines der wenigen, die ohne Berührung gespielt werden. Seinem charakteristischen Klang, der dem einer "singenden Säge" ähnelt, verdankte es auch seinen zwischenzeitlichen Namen "Ätherophon".

Foto: Theremincenter Moskau

Clara Rockmore, eine legendäre Theremin-Virtuosin, spielt eine Variante des Instruments, das Terpsiton (aus: "Popular Science Monthly", 1932)

Das Thereminspiel gilt als sehr schwierig zu erlernen: Clara Rockmore oder heute Lydia Kavina wurden zu Virtuosinnen des Instruments. Viel häufiger wird es allerdings - in begrenzter Beherrschung - als klangliches Gimmick eingesetzt: Pop- und Rockbands von den Beach Boys (mit einer Sonderform, dem Tannerin) über Led Zeppelin bis zu den Pixies bauten Thereminpassagen in Songs ein.

Foto: A. Glinsky

Friedrich Trautweins Trautonium hatte seinen wohl berühmtesten Auftritt in der Filmmusik zu Hitchcocks "Die Vögel"

Die Ausstellung erlaubt einen umfangreichen und - dank zahlreicher internationaler Leihgeber - repräsentativen Überblick über die Entwicklungsgeschichte der den klumpigen Namen mit Stolz tragenden "Klangapparaturen". In einem interaktiven Ausstellungsparcours werden die Instrumente für Laien und Experten spielerisch erlebbar.

Foto: Bildarchiv Preußischer Kulturbesitz

Das Rhythmikon, ebenfalls eine Entwicklung Lew Termens (1932)

Die Ausstellung ist in die drei Bereiche "Klangerzeugung", "Klangspeicherung" und "Klangübertragung" gegliedert. Erstere reicht sogar bis ins späte 18. Jahrhundert und zu Johann Wolfgang von Kempelens "Sprechmaschine" zurück. Von Kempelen hatte seinerzeit auch den berühmt-berüchtigten "Schachtürken" gebaut.

Foto: Edith Schild

Selenophon-Wiedergabeeinrichtung für das "Tönende Papier" (aus: "Die Welt des Schalles", 1943)

Im Bereich "Klangspeicherung" rückt die Ausstellung alte wie neue Apparaturen sowie die Entwicklung der Trägermedien ins Rampenlicht. Das berühmteste Exponat dieses Ausstellungsteils ist Thomas Alva Edisons Phonograph (1877). Schließlich rollt der Ausstellungsteil "Klangübertragung" die Geschichte des Sendens und Empfangens und damit so manches
(österreichische) Erfinderschicksal auf.

Foto: F.Scheminzky

Neo-Bechsteinflügel (aus: "Die Welt des Schalles", 1943)

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Die Ausstellung läuft von 20. September bis 19. April 2009 (jeweils Di - So, 10.00-17.00 Uhr)

(red)

 

Foto: F.Scheminzky