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Bruno Senna, der Neffe des großen Ayrton, wird von mehreren Formel-1-Teams umworben.

Foto: Thompson/Getty

Monza - "Ich freue mich riesig über diesen Titel. Jetzt gebe ich den Formel-1-Managern bis Ende September Zeit, sich an meine Telefonnummer zu erinnern. Ansonsten muss ich mich in anderen Rennserien umsehen." Das sagte der Italiener Giorgio Pantano, nachdem er sich dank der Ränge zehn und fünf beim Saisonfinale in Monza den Titel in der GP2-Serie gesichert hatte. In der Szene geht man freilich davon aus, dass der bereits 29-jährige Pantano vergeblich auf einen Anruf warten und sich anderwertig umsehen wird.

Die besten Chancen, im nächsten Jahr die Formel 1 zu schmücken, werden Bruno Senna eingeräumt, dem Neffen des dreifachen Weltmeisters Ayrton Senna, der 1994 beim GP in Imola tödlich verunglückte. Bruno Senna spielte bis zum Schluss um den GP2-Titel mit, in Monza wurde er Fünfter und Achter, belegte im Endklassement Platz zwei.

Im Gegensatz zu seinem Onkel, der schon als Kind mit dem Kart unterwegs gewesen war, begann Bruno Senna (24) außergewöhnlich spät mit dem Motorsport. Nach Ayrtons Tod fiel es Bruno zunächst nicht schwer, seine diesbezüglichen Wünsche zu unterdrücken. Erst mit 20 konfrontierte er seine Mutter Viviane, Ayrtons Schwester, mit dem Plan, Rennfahrer zu werden.

Gerhard Berger, ein enger Freund Ayrtons, legte Bruno die Rutsche zur Formel BMW in der englischen Meisterschaft. Senna lernte schnell, wechselte in die Formel 3, wurde 2006 in England Gesamt-Dritter. 2007 wechselte er in die GP2, die Nachwuchsklasse der Formel 1, die mit rund 600 PS starken Einheitsmotoren von Renault (4 Liter, V 8) und Einheits-Chassis von der italienischen Firma Dallara gefahren wird. Elektronische Fahrhilfen wie die Traktionskontrolle gibt es nicht. In seiner ersten Saison wurde Senna Achter, in der zweiten Zweiter.

Die GP2-Gesamtsieger Nico Rosberg (2005), Lewis Hamilton (2006) und Timo Glock (2007) sind alle in der Formel 1 gelandet. Pantano spielte bereits 2004 in der höchsten Liga, wurde aber bei Jordan nicht vom Glück verfolgt, sondern in vier Rennen durch den damaligen Testfahrer Glock ersetzt.

Senna ist zwar nicht der einzige, der sagt: "Jetzt will ich unbedingt in die Formel 1." Aber es gibt nicht viele, die von mehreren Teams umworben werden. Gerüchteweise sind Honda, Williams und Gerhard Bergers Toro Rosso am Brasilianer, der so spät anfing und so schnell lernte, interessiert.

Österreichs Beitrag in der GP2 war heuer Andreas Zuber. Der 24-jährige Steirer belegte den neunten Endrang. In Monza wurde er im ersten Rennen am Samstag von einem Konkurrenten abgeschossen, im zweiten am Sonntag belegte er den zehnten Platz. (bez; DER STANDARD Printausgabe 15. September 2008)