Berlin - Der europäische Rüstungskonzern EADS droht einem Magazinbericht zufolge nach dem vorläufigen Vergabestopp mit einem Rückzug bei der milliardenschweren Tankerflugzeug-Ausschreibung in den USA. Sollte die Ausschreibung im kommenden Jahr neu aufgerollt werden, wolle sich EADS genau überlegen, ob sich der Konzern in der zweiten Runde überhaupt noch einmal bewerbe, zitierte "Der Spiegel" am Samstag vorab einen hochrangigen EADS-Manager. "Wir bieten nur dann mit, wenn wir sicher sein können, auch eine faire Chance zu haben", sagte der Manager dem Magazin zufolge.

Druck auf Regierung

Mit ihrer verdeckten Drohung wollen die Europäer dem Bericht zufolge Druck auf die künftige US-Regierung ausüben. Sie brauche zumindest zwei Anbieter, um einen möglichst guten Preis für den Ersatz ihrer rund 50 Jahre alten Luft-Betankungsflotte auszuhandeln. Gleichzeitig wollten die EADS-Manager verhindern, dass die Ausschreibung bei einem Wahlsieg des demokratischen Kandidaten Barack Obama gezielt auf ihren US-Rivalen Boeing zugeschnitten werde.

Der Aufschub bedeutet einen Rückschlag für EADS und seinen US-Partner Northrop Grumman, die den Auftrag im Umfang von rund 25 Milliarden Euro im Februar ursprünglich gewonnen hatten und in der Neuauflage dasselbe Flugzeug wie damals anbieten wollten. Nach einem erfolgreichen Protest von Boeing hatte die Regierung die Ausschreibung zunächst neu angesetzt. Boeing hatte um mehr Zeit gebeten, um sein Angebot zu überarbeiten. Nach dem Zeitplan des Ministeriums hätte die Entscheidung Ende Dezember fallen sollen. Am Mittwoch zog dann das US-Verteidigungsministerium die Ausschreibung für die neuen Maschinen der Luftwaffe zurück. Am 20. Jänner tritt der Nachfolger von Präsident George W. Bush sein Amt an. (APA/Reuters)