Wien - Das Projekt Aquila (Adler; unter dem Namen organisiert Merrill Lynch den Verkauf des ÖIAG-Anteils an der AUA) geht in die nächste Runde. Laut Analysten der Citigroup dürfte sich der Preis in Grenzen halten: Sie rechnen mit Angeboten von 4,33 bis 5,80 Euro je Aktie.
Freitagnachmittag notierte die AUA bei 6,12 Euro; Mitte Juli war es rund ein Drittel gewesen. Die ÖIAG hat die Papiere seit der letzten Kapitalerhöhung mit rund sieben Euro in ihren Büchern.
Bis Freitagabend mussten die Interessenten für das 42,75 Prozent-Paket (25,1 Prozent der AUA müssen in österreichischer Hand bleiben) ihre unverbindlichen Angebote abgeben - mitsamt Strategiekonzept. Der Verkaufsprozess läuft unter den üblichen Verschwiegenheitsverpflichtungen; "alle Großen und Starken sind dabei" , sagte AUA-Chef Alfred Ötsch. Wer damit gemeint sein dürfte: Lufthansa, Air France-KLM, die russische S7, gerüchtehalber auch British Airways. Sie soll freilich auch Appetit auf die spanische Iberia haben.
Chinesen ist Verkaufstempo zu hoch
China Air ist nicht mehr an Bord. Die Chinesen (nur an einem Minderheitsanteil interessiert) haben der ÖIAG von Beginn weg signalisiert, dass ihnen das Verkaufstempo zu hoch ist. Sie sollen freilich Gewehr bei Fuß stehen, sollte sich im Lauf des Verkaufsprozesses doch noch Bedarf nach Mitbietern oder Möglichkeiten zum Mitfliegen ergeben.
Laut Analysten böte die Lufthansa-Variante einige Vorteile gegenüber Air France (gleiche Sprache, gleiche Allianz, bestehende Kooperationen). Der Vorteil von S7: Sie verspricht, der AUA beim Wachsen zu helfen, während die Deutschen wohl beim Kürzen und Kleinerwerden behilflich wären.
Gesetzt den Fall, die sibirische S7 böte einen höheren Preis, der Zuschlag ginge aber trotzdem an andere, etwa Lufthansa, würde das die Brüsseler Wettbewerbshüter interessieren. Wie bei der Bank Burgenland, wo nun der Käufer, die Grawe Versicherung, nachzahlen muss, weil die ukrainische Slav AG mehr geboten hatte, drohte der AUA "theoretisch ein Bank-Burgenland-Schicksal" , sagt Wettbewerbsexperte Norbert Gugerbauer. Die Generaldirektion (GD) Wettbewerb bzw. die GD Staatsbeihilfen werde genau prüfen, ob die ÖIAG beim Verkauf "wie ein privater Aktionär" entschied.
Nicht nur der Preis ist wichtig
Freilich spielt nicht nur der absolute Preis eine Rolle: Bei ihren Überlegungen werfen die Wettbewerbshüter verschiedenste Verkaufsparameter in die Waagschale, wiegen den Preis so zu sagen gegen jeden Nach- bzw. Vorteil ab.
So könnte ein Nachteil, wenn etwa bei einem Verkauf an eine Nicht-EU-Airline wie S7 die Konzession weg wäre und Landerechte neu verhandelt werden müssten, schwerer wiegen als ein allfälliger höherer Preis. Das gleiche gilt laut Anwalt Gugerbauer für einen Allianzwechsel oder (in die Gegenrichtung) eine Aufwertung des Hubs Wien. Sollten aber zum Beispiel Lufthansa und Air France-KLM als letzte um die AUA rittern, dann "würde mit Sicherheit der Preis das entscheidende Momentum sein" , so Gugerbauer. (gra, Reuters, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 13./14.9.2008)