Unnötige Kunstgriffe überlagern den freien Blick auf Romy Schneider in der Dokumentation von ORF und Arte.

Foto: ORF

Viel beansprucht litt sich die Kult-Figur Romy Schneider unter den Augen der Öffentlichkeit in den Tod. Zum 70. Geburtstag widmen ihr ORF und Arte die Dokumentation: "Romy Schneider: Eine Frau in drei Noten".

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Wien - Wird das Bild wichtiger als der Inhalt, verkommt eine als Dokumentation angelegte Hommage schnell zum verkünstelten Geschwurbel. Angesichts der porträtierten Schauspielerin und Ikone Romy Schneider ist das umso trauriger. Denn was filmisch am Donnerstagabend von ORF und Arte in der Wiener Urania präsentiert wurde, war nicht eben das Beste, was die "fruchtbare" Zusammenarbeit der beiden Häuser bisher hervorgebracht hat.

Regisseur Frederick Baker wollte mit der Dokumentation "Romy Schneider: Eine Frau in drei Noten" einen neuen Zugang zu Schneiders Leben und Werk finden. Grundsätzlich gelang es ihm, durchaus spannende und skurrile Zeitzeugen zu Wort kommen zu lassen.

Drei Lebenswelten

Auch der Anspruch, die drei Lebenswelten von Schneider zu vereinen, also das österreichische Phänomen - die von Schneider selbst gehasste Sissy-Zeit - mit ihrem künstlerisch anspruchsvolleren Neustart in Frankreich und der Zeit in Deutschland, zusammenzusetzen, geriet zu einem schönen Griff.

Doch bei einer - gerade in Österreich - so mythenhaft besetzten Person braucht es einen stärkeren Aufhänger als das vermutete Lieblingsparfum ("Vanisia" von Creed) der Schauspielerin. Daran knüpft der Film jedoch seinen Erzählstrang: In Kopf-, Herz- und Basis-Note, was nach der Verfilmung von Süßkinds Roman "Das Parfum" allerdings auch nicht mehr als Innovation durchgeht. So werden Filmausschnitte immer wieder im Loop auf sich zerstäubende Tröpfchen auf die verschiedensten Körperteile einer Schwimmerin projiziert. Dabei bieten die Zeitzeugen mehr hintergründige Geschichten und Anekdoten: Schneiders Freundin und Maskenbildnerin beschreibt die 1982 Verstorbene mit mehr Ehrlichkeit als die unnatürlichen Kunstbilder.

Berger wäre allein eine Doku wert

Der umnachtet wirkende Schauspielkollege Helmut Berger wäre allein eine Doku wehrt. Regisseur Bertrand Tavernier konkretisiert einige Gerüchte, und Schneiders ehemalige Internatsleiterin trauert um ihr sehr persönliches Bild der Rosemarie Magdalena "Romy" Albach.

Der Recherchearbeit ist kein Vorwurf zu machen. Die Tagebuchpassagen oder die Erzählungen über Schneiders Zerbrechen nach dem Tod ihres Sohnes David hinterlassen ein verstörendes Bild von ihr, die nicht nur in dieser Dokumentation neben ihrer geistig offenen Art auch als sehr launisch beschrieben wird. Es wird deutlich, wie sehr die bekannten Mythen die "echte" Romy Schneider überlagern.

Gerade hier hakt der Film aber nicht nach, sondern gibt sich einer Bildsprache hin, die die ausgelobte Natürlichkeit der Porträtierten durch die übertriebene Suche nach neuen Stilmitteln zudeckt und bekannte Fakten wieder vernebelt. (Georg Horvath/DER STANDARD; Printausgabe, 13./14.9.2008)