Wien - Am Montag entscheidet sich, ob der ehemalige Libro-Generaldirektor Andre Rettberg ins Gefängnis muss. An diesem Tag ab 11.30 Uhr wird sich ein Berufungssenat des Wiener Oberlandesgerichts (OLG) mit der Strafberufung des 50-Jährigen auseinandersetzen. Sollte die erste Instanz bestätigt werden, hat Rettberg eine achtmonatige Haftstrafe anzutreten.

Rettberg, der als Sanierer der Buch- und Papierwarenkette Libro geholt worden war und diese in Folge zu ehrgeiziger Expansionspläne im Jahr 2002 in den Konkurs führte, war 2006 im Landesgericht Wiener Neustadt wegen Verschleierung seines privaten Vermögens der betrügerischen Krida für schuldig befunden worden. Ab Sommer 2001 habe er die Befriedigung seiner Gläubiger zu schmälern versucht, indem er Bestandteile seines Vermögens - darunter eine Firmenbeteiligung im Nominalwert von 4,4 Mio. Euro - verheimlichte. Das Gericht verhängte drei Jahre Haft, davon acht Monate unbedingt.

Der Schuldspruch ist mittlerweile vom Obersten Gerichtshof (OGH) bestätigt worden und damit rechtskräftig. Offen ist noch die Strafhöhe - die Entscheidung darüber hat der OGH dem OLG übertragen.

Nebenfront

Bei der Causa geht es eigentlich um eine "Nebenfront" im Zusammenhang mit der Insolvenz. Ob Rettberg im Zusammenhang mit der Libro-Pleite überhaupt vor Gericht gestellt wird, ist weiter unklar. "Das Verfahren befindet sich nach wie vor im Ermittlungsstadium", teilte der Sprecher der Staatsanwaltschaft Wiener Neustadt am Donnerstag auf APA-Anfrage mit. Wann eine Entscheidung über eine eventuelle Anklage falle, stehe derzeit noch nicht fest.

Das Landeskriminalamt Niederösterreich hatte im September 2006 die langjährigen Erhebungen zum Libro-Desaster abgeschlossen und eine Vollanzeige eingebracht: Zwölf Aufsichtsräte um den ehemaligen Aufsichtsratspräsidenten der Libro AG, Kurt Stiassny, die ehemaligen Vorstände Andre Rettberg und Johann Knöbl sowie vier Wirtschaftsprüfer wurden darin der betrügerischen Krida, der Untreue und Bilanzfälschung bezichtigt.

Zentraler Vorwurf: Der angeblich "geschönte" Jahresabschluss vom 28. Februar 1999. Dieser soll u.a. falsche Datumsangaben enthalten, Verträge unrichtig dargestellt und Ergebnisse von Tochterfirmen einbezogen haben, die zu diesem Zeitpunkt noch nicht geprüft waren bzw. gar nicht mehr zum Libro-Konzern gehörten. (APA)