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Danilevicius trifft per Kunstschuss zum 2:0, Österreichs Team hatte dem nichts mehr entgegenzusetzen.

Foto: REUTERS/Ints Kalnins

Marijampole - Die Euphorie ist verflogen. Vier Tage nach dem sensationellen 3:1-Sieg zum Auftakt der WM-Qualifikation gegen Frankreich ist die österreichische Fußball-Nationalmannschaft am Mittwoch auf den harten Boden der Realität zurückgeholt worden. Die Österreicher mussten sich Außenseiter Litauen vor 4.500 Zuschauern in Marijampole verdient mit 0:2 (0:0) geschlagen geben. Beide Tore erzielte Litauens Kapitän Tomas Danilevicius (52., 58.).

Die Litauer sind damit nach zwei Runden Tabellenführer der Gruppe 7. Schon zum Auftakt hatten die Balten mit einem 3:0-Sieg in Rumänien überrascht. Die Österreicher verpassten dagegen die Chance auf die Spitze und jene, die Hauptkonkurrenten Frankreich und Rumänien auf Distanz zu halten. In Litauen hatte das Team von Karel Brückner von Beginn an Probleme, das Spiel zu machen. Die Litauer waren die aggressivere und zweikampfstärkere Mannschaft.

Glückliches Führungstor

Das Führungstor war ein glückliches, aber kein unverdientes. Danilevicius lenkte einen Gewaltfreistoß des zweiten Italien-Legionärs Stankevicius aus 40 Metern geschickt und unhaltbar für ÖFB-Keeper Alexander Manninger ins Tor ab. Sechs Minuten später legte der 30-Jährige von AS Livorno mit einem sehenswerten Treffer nach. Nach einem abgefälschten Querpass von Deividas Cesnauskis traf Danilevicius aus kurzer Distanz mit der Ferse.

Bei den Österreichern kam erst in der Schlussphase nach der Einwechslung von Rapid-Angreifer Erwin Hoffer (66.) etwas Schwung auf. Bis dahin hatte Brückner weitgehend auf die siegreiche Frankreich-Elf gesetzt. Einzige Ausnahme bildete Sturmtank Marc Janko, den eine Magen-Darm-Grippe am Spieltag außer Gefecht gesetzt hatte. Wegen einer ähnlichen Erkrankung war bereits Portugal-Legionär Roland Linz vorzeitig aus dem Teamcamp abgereist.

Janko fehlte

Anstelle des zuletzt in Hochform spielenden Janko agierte Rapid-Stürmer Stefan Maierhofer als Solospitze im 4-2-3-1-System. Der 2,02-m-Hüne vermochte aber nicht wirklich zu überzeugen, gewann kaum Kopfballduelle und hatte keine einzige echte Torchance. Überhaupt war nach vorne sehr wenig zu sehen. Die Viererkette stand extrem tief, die Litauer dagegen spielten Pressing und eroberten immer wieder Bälle im Mittelfeld.

Die Balten hatten auch die ersten Großchancen. Bereits in der 11. Minute hatte die ÖFB-Defensive Glück, als Ksanavicius nach Querpass von Danilevicius völlig alleine scheiterte. Zwei Minuten später setzte der Hearts-Legionär einen Weitschuss knapp am langen Eck vorbei (13.). Eine kleine Unsicherheit zeigte auch Manninger, der einen Kopfball nach weitem Einwurf vor das Tor abprallen ließ. Der einschussbereite Danilevicius kam aber nicht an den Ball (30.).

Den ersten Warnschuss der Partie hatte ÖFB-Kapitän Andreas Ivanschitz abgegeben. Der Burgenländer versuchte sich immer wieder aus der Distanz, schoss aber hauptsächlich über das Tor (20., 27., 64.). Die beste Möglichkeit für den ÖFB hatte vor der Pause Martin Stranzl vorgefunden. Der Abwehrchef verfehlte im Fünfer einen leicht abgefälschten Corner von Ivanschitz (37.). Paul Scharner scheiterte nach einer Ivanschitz-Flanke, die Maierhofer heruntergenommen hatte (49.).

Doppelpack von Danilevicius

Just als die Österreicher das Spiel nach Seitenwechsel in den Griff zu bekommen schienen, schlug Danilevicius zweimal zu. Brückner reagierte, brachte mit Hoffer für Scharner einen zweiten Stürmer. Die Österreicher waren danach zwar feldüberlegen, Zählbares schaute aber nicht heraus. Einen gefährlichen Aufsetzer von Hoffer parierte Litauen-Keeper Karcemarskas sensationell (72.), zwei Minuten später traf der Joker nur die Außenstange.

Dazwischen hatte Linksverteidiger Emanuel Pogatetz eine Kopfball-Chance vergeben, Rechtsverteidiger György Garics scheiterte ebenfalls an Karcemarskas (77.). In der 89. Minute reklamierten die Österreicher vergeblich Elfmeter. Dabei hatte Klimavicius den Ball bei einem Getümmel im Strafraum offensichtlich mit der Hand berührt. Die Pfeife von Schiedsrichter Paolo Tagliavento aus Italien blieb allerdings stumm.

Damit verpasste das ÖFB-Team am 40. Geburtstag von Assistenzcoach Andreas Herzog die Chance, erstmals seit der Ausscheidung für 1978 mit zwei Siegen in eine WM-Qualifikation zu starten. Stattdessen setzte es die erste Niederlage gegen Litauen überhaupt. Das bisher erste Duell mit den Balten hatte Österreich am 14. April 1992 in Wien mit 4:0 für sich entschieden. (APA)

  • Litauen - Österreich 2:0 (0:0)
    Marijampole, Suduva-Stadion, 4.500 Zuschauer (ausverkauft), SR Paolo Tagliavento (Italien)

    Tore:
    1:0 (52.) Danilevicius
    2:0 (58.) Danilevicius

    Litauen: Karcemarskas - Stankevicius, Dedura, Zelmikas, Klimavicius - D. Cesnauskis (66. Kalonas), Pilibaitis (72. E. Cesnauskis), Semberas, Mikoliunas - Ksanavicius (75. Zaliukas) - Danilevicius

    Österreich: Manninger - Garics, Prödl, Stranzl, Pogatetz - Aufhauser (55. Säumel), Scharner (66. Hoffer) - Harnik, Ivanschitz, Fuchs - Maierhofer

    Gelbe Karten: Pilibaitis bzw. Aufhauser (im nächsten Spiel gesperrt), Fuchs, Stranzl