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Premiere-Chef Börnicke geht.

Foto: AP

Der australische Medienmogul Rupert Murdoch hat beim deutschen Pay-TV-Sender "Premiere" eine erste Duftmarke gesetzt. Überraschend kündigte "Premiere"-Chef Michael Börnicke am Mittwoch seinen Rückzug an, wie der Münchner Konzern nach Börsenschluss mitteilte. Der 47-Jährige war erst seit einem Jahr im Amt. Nachfolger werde ab sofort einer der Vertreter des Großaktionärs News Corp im Aufsichtsrat, Mark Williams. Er ist zudem Finanzvorstand Europa und Asien bei der News Corp. Hinter dem Medienkonzern steckt Murdoch.

Persönliche Gründe

Börnicke ließ die Gründe seines Rücktritts offen: "Ich habe mich aus persönlichen Gründen entschieden, den Vorstandsvorsitz der Premiere AG zur Verfügung zu stellen", erklärte er lediglich. Im Umfeld des Konzerns hieß es, es habe deutliche Spannungen zwischen Börnicke und Murdoch gegeben. Der Großaktionär habe sich mehrfach über die wirtschaftliche Lage von "Premiere" nicht vollständig informiert gefühlt.

Murdoch ist seit Anfang des Jahres Anteilseigner bei "Premiere", mittlerweile kontrolliert er gut ein Viertel der Aktien. Ohne ihn geht seitdem nichts mehr. Zu seinen Plänen für "Premiere" hat er sich bisher nicht geäußert. Börnicke hatte zuletzt immer wieder betont, "Premiere" wolle Sat.1 kaufen und damit auch im frei empfangbaren Fernsehen aktiv werden.

Übernahmespekulationen

Der überraschende Chefwechsel  löst jedenfalls neue Spekulationen über die Pläne des "Premiere"-Großaktionärs aus. Die Analysten der Deutschen Bank empfahlen das Papier zum Kauf, nachdem sie zuvor einen neutralen Standpunkt eingenommen hatten. Ihrer Einschätzung nach ist die Chance für eine Übernahme von Premiere durch Murdochs Medienkonzern News Corp gestiegen, was der Aktie Auftrieb geben sollte. Doch nicht alle Analysten teilten diese Meinung. Sonia Rabussier von der Privatbank Sal. Oppenheim sagte, Murdoch habe mit Williams an der Premiere-Spitze noch mehr Kontrolle über den Konzern. Insofern sei kurzfristig nicht mit einer Entscheidung zur Aufstockung seines Anteils zu rechnen.

38 Millionen Euro Verlust

Premiere setzen seit längerem "Schwarzseher" zu, die die Verschlüsselung umgehen und die Programme so kostenlos sehen. Börnicke hatte vor wenigen Wochen eine großangelegte Werbekampagne gestartet, um neue Kunden zu locken und im kommenden Jahr wieder schwarze Zahlen zu schreiben. Im zweiten Quartal hatte der Sender 38 Millionen Euro Verlust geschrieben.

Das Aufsichtsratsmandat wird Williams zunächst ruhen lassen, wie es weiter hieß. Der Manager sagte, er sehe wie die News Corp ein großes Potenzial für das Bezahlfernsehen in Deutschland. Auf der Hauptversammlung im Juni hatte sich Premiere trotz der aktuellen Probleme und der unklaren Aussichten zur Ausschreibung der künftigen Fußball-Bundesligarechte ehrgeizige Ziele gesetzt. So soll der Umsatz in den nächsten Jahren auf zwei bis drei Milliarden Euro und die Kundenzahl auf bis zu zehn Millionen steigen. 2007 kam der Sender auf Erlöse von knapp einer Milliarde Euro und mehr als vier Millionen Kunden. (APA/Reuters)