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Da staunt der Fachmann: Rechnungshofchef Moser.

Foto: AP/Punz

Wien - Für Freitag erwarteten ORF-Insider zuletzt den Prüfbericht des Rechnungshofs über die Anstalt. Auf einen Gutteil der Vorwürfe und Kritik lässt sich schon schließen:

Stiftungsrat: Das ORF-Gremium dürfte dem Rechnungshof mit 35 Mitgliedern zu groß und damit ineffizient sein. Ohne große Debatte winkt es bisweilen dutzende Millionen Euro durch. ORF-Chef Alexander Wrabetz findet den Stiftungsrat so gut, will mehr Kompetenzen für den Finanzausschuss.

Klassengesellschaft: Gut ein halbes Dutzend Dienstverhältnisse unter den 3500 ORF-Angestellten, noch ohne Tochterfirmen. Allein die unterschiedliche Verrechnung kostet Millionen. Wrabetz verhandelt mit dem Betriebsrat über einheitlichere Arbeitszeit- und Zulagenregelungen. Der Rechnungshof könnte eine Vereinheitlichung gegen eine Abschlagszahlung von 50 Prozent der Abfertigung vorschlagen. Chancen: gering. Realistischer ist die sachte Annäherung über unterschiedliche Lohnrunden.

Kollektivvertrag: Selbst der jüngste, nach Konditionen sparsame Dienstvertrag des ORF aus dem Jahr 2003 gilt als schwer administrierbar. Zudem fehlten Entwicklungsmöglichkeiten für das Personal. Wrabetz dachte schon über einen neuen KV nach. Die Anstellung von gut 1000 Mitarbeitern mit 2004 könnte die Prüfer auch zu Kritik anregen. Der Rechnungshof dürfte auch erhoben haben, welche ORF-Gehälter die Markthöhe übersteigen.

McKinsey fand 2004 27 Millionen Sparpotenzial, der ORF nahm sich 22 vor und sparte bisher 15,6.

Direktoren-Verträge: Der Rechnungshof kritisiert gleiche Zielvorgaben für alle Direktoren - und (ohnehin schon gekippte) qualitative Ziele. Womöglich prüft er auch die Abfertigungsregelungen mancher Manager näher.

Online und Teletext: Unübersichtliche Zuständigkeiten beim Teletext könnte sich der Rechnungshof vornehmen. Und womöglich schließt er sich Redakteurs- und Belegschaftsvertretern an und hinterfragt die Notwendigkeit einer Onlinedirektion. Wrabetz deutete Ähnliches im Standard an.

Holdingstruktur: Womöglich haben die Prüfer auch die Vorstellungen früherer Generalskandidaten wie Rudi Klausnitzer in die Finger bekommen, denen eine ORF-Holding vorschwebt, unter der sich auch Private an einzelnen Kanälen beteiligen können. Das würde in politische Spekulationen etwa aus dem Raiffeisensektor passen.

Auslagerungen: Zur Diskussion stehen das Rundfunk-Symphonieorchester RSO sowie etwa Ausstattung, IT, Übertragungswagen. (Harald Fidler/DER STANDARD; Printausgabe, 11.9.2008)