Graz - Die in Süd-Ost-Asien beheimatete Riesenhonigbiene (Apis dorsata) baut frei hängende, bis zu zwei Meter breite Nester an Bäumen, Felsen oder Gebäuden und hat eine besondere Verteidigunsstrategie entwickelt, um diese zu schützen: die Bienen vereinen sich zu einer wellenförmigen Formation, die räuberische Wespen oder Hornissen offenbar erfolgreich abschreckt. Mit ihren Stacheln könnten die Bienen den körperlich überlegenen Fressfeinden nicht beikommen.

Statt dessen bildet die Kolonie rund um die einzige große Wabe einen "Vorhang" aus tausenden Bienen, die sich nebeneinander und übereinander anordnen. Koordiniert schlägt eine Biene nach der anderen ihren Hinterleib nach oben. Optisch entsteht so der Eindruck einer schimmernden Welle, die sich im Bruchteil einer Sekunde über das Nest ausbreitet. "Dieses Phänomen war zwar bereits einige Zeit bekannt, neu ist aber, dass wir jetzt erstmals die Bedeutung der Wellen nachweisen konnten," so Kastberger: Die Riesenhonigbienen setzen sie gezielt zur Verwirrung und Abschreckung von Nesträubern ein. Seine jüngste diesbezügliche Publikation ist im Onlinejournal "PLoS ONE" (Bd. 3, e3141) nachzulesen.

Sicherheitszone

"Die Wespe lässt sich von einer raschen, intensiven Wellenbewegung tatsächlich abschrecken - das funktioniert bis zu einer Entfernung von etwa 50 Zentimetern vom Nest. Die Riesenhonigbienen haben damit eine regelrechte Sicherheitszone etabliert", führt der Zoologe an. Gelangt ein Räuber trotz allem noch näher ans Nest heran, so setzen die Bienen auf kleinere Wellen, um sie zu verwirren. "Kommt es aber zum Körperkontakt mit dem Nest, so zieht eine Gruppe von Wächterbienen den Eindringling in den Bienenvorhang hinein und heizt das Opfer so lange auf, bis es daran zugrunde geht", erklärt der Wissenschafter.

Kastberger ist überzeugt, dass die Taktik der Verteidigungswellen im Laufe der Evolution in optimaler Abstimmung auf das Verhalten der Wespen perfektioniert wurde. Wie rund 500 analysierte Interaktionen gezeigt haben, kommt es zu einem feinen Wechselspiel zwischen den Bewegungen des Bienenvorhangs und den Reaktionen der heran fliegenden Räuberinnen: "Je näher eine Wespe dem Nest kommt, umso mehr Bienen beteiligen sich an der Welle und umso höher wird deren Wiederholrate". Auch die Fluggeschwindigkeit der Fressfeindinnen sei ausschlaggebend. (APA/red)