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Glitzersteinchen für den Riesen am Eingang der Kristallwelten dürften schon bald nicht mehr in Wattens, sondern in Indien oder Thailand produziert werden.

Foto: APA/Margherita Spiluttini

Kein Ende der Krise bei Swarovski in Tirol: Im Stammhaus des Kristallherstellers in Wattens müssen weitere 290 Mitarbeiter gehen. Insgesamt streicht der Familienkonzern damit heuer knapp 739 der insgesamt 6740 Arbeitsplätze. Swarovski überlegt, die Kristallproduktion in Tirol überhaupt einzustellen und in Länder wie Indien, Thailand oder Jordanien auszulagern. Zu groß sei die Konkurrenz aus Billiglohnländern. Vor allem die ägyptische Asfour Crystal setze das Glasschleif-Imperium schwer unter Druck.

Innsbruck – Bis Ende des Jahres werden im Swarovski-Stammhaus in Wattens weitere 290 Jobs eingespart. Damit wird der Mitarbeiterstand im Jahr 2008 um genau 738 auf 6000 Mitarbeiter reduziert. Das hat die Geschäftsführung am Mittwoch bekanntgegeben. Am Dienstagabend war die Belegschaft informiert worden.

Möglicherweise werde die Kristallproduktion am Standort Wattens als Folge der Turbulenzen am Weltmarkt überhaupt eingestellt, so das Unternehmen. Zu groß sei die Konkurrenz aus den Billiglohnländern. Vor allem in Ägypten habe man mit dem in jüngster Zeit stark gewachsenen Konzern Asfour Crystal einen Mitbewerber für billigere Kristallkomponenten. Unzählige kleine Hersteller von Glitzersteinchen gebe es auch in China.

"Noch sind wir Marktführer bei Kristallen, die Billiganbieter drängen aber nach" , sagt Swarovski-Sprecherin Bernadette Larcher. Eine Auslagerung der Produktion sei bereits angedacht. Das Unternehmen habe Standorte in Litauen, Jordanien, Tschechien, Thailand und Indien.

Unternehmenssprecher Markus Langes-Swarovski bezeichnet den Jobabbau in Wattens als "Neudefinition des traditionellen Standortes Wattens" . Er betont aber, trotzdem seien heuer 120 Millionen Euro in Wattens investiert worden. Das Unternehmen werde beimPersonalabbau "so sozial wie nur möglich" agieren, hieß es weiter . Die Geschäftsführung sei zuversichtlich, die Reduktion der Mitarbeiterzahl ohne Kündigungen umsetzen zu können: Befristete Verträge, Pensionierungen und "natürliche Abgänge" sollen nicht nach besetzt werden.

Betroffen von den Mitarbeiterkürzungen sei vor allem die Kristallproduktionsabteilung, und zwar "alle Bereiche der Wertschöpfungskette" , etwa Schleiferei oder Glashütte.

"Der Arbeitsmarkt kann derzeit jeden Facharbeiter aufnehmen" , beruhigt Anton Kern vom AMS-Tirol. Bei einem Treffen mit Wirtschaftsminister Martin Bartenstein und Landeshauptmann Günther Platter sei Unterstützung zugesagt worden. Platter hat zudem Gespräche mit der Unternehmensführung angekündigt. Im Jahr 2007 hatte Swarovski mit 22.000 Beschäftigten weltweit einen Umsatz von 2,56 Milliarden Euro erzielt. (Verena Langegger, DER STANDARD, Print-Ausgabe,11.9.2008)