OECD-Bildungsdirektorin Barbara Ischinger: "Schüler werden schon mit zehn Jahren auf verschiedene Schulformen verteilt."

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Zwar hat Österreich selbst nicht genug Akademiker, es ist aber eine der beliebtesten Destinationen für internationale Studenten, ihr Anteil beträgt 15,5 Prozent. Die Lösung des heimischen Problems ist das für OECD-Bildungsdirektorin Barbara Ischinger aber nicht: "Insgesamt wäre es wichtig, dass weiter mehr österreichische Schulabgänger ein Studium aufnehmen. In Österreich verdienen Absolventen einer tertiären Ausbildung mehr als eineinhalbmal so viel wie Erwerbstätige, die nur eine Berufsausbildung haben. Außerdem läuft man als Akademiker viel weniger Gefahr, arbeitslos zu werden", sagt die Bildungsexpertin zum Standard. Dennoch profitiere Österreich von ausländischen Studierenden: "Schließlich bleibt nach dem Abschluss ein nicht geringer Anteil in Österreich und hilft so, den steigenden Bedarf an Hochqualifizierten zu decken."

Dass der Anteil an Akademikerkindern an den Unis besonders hoch ist, erklärt Ischinger so: "Schüler werden schon mit zehn Jahren auf verschiedene Schulformen verteilt." Ihre Kritik: "Mit diesem System zementiert man die Verteilung der Bildungschancen, weil Kinder, die aus bildungsfernen Schichten kommen, wenig Zeit haben, ihren Rückstand aufzuholen. Diese Entwicklung setzt sich bis in die Hochschulen fort." Sie rät nicht nur zu Strukturreformen: "Wenn Österreich den Anteil der Hochqualifizierten weiter erhöhen will, wird es um zusätzliche Investitionen, ob privater oder öffentlicher Natur, nicht herumkommen." (bau/DER STANDARD-Printausgabe, 10. September 2008)