Wien - Den Grünen liegt das Geldbörsel der Autofahrer am Herzen. Zumindest der Verkehrssprecherin Gabriela Moser. Und deshalb sollten die Autofahrer ihre Autos verkaufen, lautet die Schlussfolgerung der Politikerin. Die mit Rechenbeispielen die wahren Kosten des Privatautos verdeutlichen will.

Das Stöhnen über horrende Treibstoffpreise zeigt für Moser die Fehleinschätzung der Kostenstruktur des Autofahrens. Denn der Kraftstoff macht nur ein gutes Zehntel aus. Der mit Abstand größte Brocken: Der automatisch eintretende Wertverlust des Autos. Zu diesem Ergebnis kommt aber nicht der grüne Taschenrechner, sondern eine unverdächtige Quelle: der ÖAMTC, der im März 2005 diese Aufschlüsselung für sein Magazin Autotouring erstellt hat.

1100 Euro Ersparnis

Gut 6900 Euro betragen die Jahreskosten für einen Kleinwagen mit 47 KW (64 PS), wenn man damit 10.000 Kilometer fährt, rechnet Moser vor. Dem stellt sie die Kosten von Carsharing gegenüber, bei dem "Öffi-Autos" gemeinsam genutzt werden: Hier kommt sie auf 5800 Euro, was rund 1100 Euro Ersparnis bedeutet.

Allerdings: Die Berechnung ist nicht ganz so einfach nachzuvollziehen. Um auf eine Jahresleistung von 10.000 Kilometern (nicht ganz die durchschnittliche Fahrleistung der Österreichers) zu kommen, muss man von Montag bis Freitag, außer an Feiertagen, täglich rund 40 Kilometer fahren. Betrachtet man nun die Preise bei Denzel, dem größten heimischen Carsharing-Anbieter, kommt man im gleichen Zeitraum für eine tägliche Ausleihe zwischen 07 und 18 Uhr auf Kosten von über 9800 Euro. Also um gut 2000 Euro mehr als beim eigenen Auto. Für die tägliche Fahrt in die Arbeit fällt Car-sharing damit aus. "Die Berechnung basiert auf der Annahme, das Auto nur dann auszuborgen, wenn man es wirklich benötigt", kontert Moser. Tatsächlich: Benutzt man Carsharing nur drei Stunden am Tag, erreicht man den errechneten, günstigeren Wert. Nur setzt das eben voraus, dass man an jedem Werktag ausgenommen Samstag in drei Stunden 40 Kilometer fährt.

Wie viele Österreicher die Möglichkeit nutzen, ist schwieriger zu eruieren. Bei den ÖBB, die Vorteilscard-Besitzern eine Kombination mit Denzel anbietet, bedauert man, keine Auskunft geben zu können. "Aufgrund der Vereinbarungen mit unseren Partner dürfen wir keine Zahlen nennen", bedauert Sprecherin Katja Blum.

Bei Denzel selbst hat man weniger Probleme, die Zahlen bekannt zu geben. Rund 80 Prozent der derzeit 16.000 Kunden haben die ÖBB-Karte, berichtet Geschäftführer Christof Fuchs. Eine Analyse der Kilometerleistung zeigt, dass Privatkunden deutlich weniger als die 10.000 Kilometer aus Mosers Rechenbeispiel fahren. In Ballungsräumen kommen die Teilnehmer auf 1000 bis 2000 Kilometer jährlich, erläutert Fuchs. (Michael Möseneder/DER STANDARD, Printausgabe, 9. September 2008)