In den Umfragen liegt die britische Labour Party um bis zu 20 Prozent hinter der Opposition. Die Parteikasse ist leer, die Gewerkschaften maulen, die Zahl der Mitglieder schrumpfte im vergangenen Jahrzehnt um die Hälfte auf rund 180.000.

Vorsitzender Gordon Brown, einst erfolgreicher Finanzminister, erweist sich in der Rolle des Regierungschefs als vollkommen überfordert: Nach drei Unterhaus-Wahlsiegen in Folge befindet sich die am längsten regierende Mitte-links-Partei Europas in der Krise.

In den 1990er-Jahren galt die alte Arbeiterpartei mit moderner Arbeitsmarktpolitik sowie betonter Globalisierungsfreude als Vorbild für viele Sozialdemokraten vom Kontinent. Doch Labours Regierungsrealität hat viele ernüchtert: Die Schere zwischen Arm und Reich klafft weiter auseinander als zu Margaret Thatchers Zeiten. Die Briten bleiben halbherzige EU-Mitglieder und agieren in Brüssel oft wie Einflussagenten der USA. (Sebastian Borger aus London/DER STANDARD, Printausgabe, 9.9.2008)