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Durch kräftigere Erhöhungen beim Strom- und Gaspreis als notwendig haben Energiefirmen in Österreich 2007 prächtig verdient, konstatiert die E-Control. Sie verlangt nun mehr Macht für eine effektivere Kontrolle.

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Wien - 2007 war für die meisten Energieunternehmen in Österreich ein Traumjahr (siehe Grafik mit den Umsatzrenditen), für die Konsumenten weniger. Durch mangelnden Wettbewerb hätten Haushalte und Industrieunternehmen deutlich kräftigere Preiserhöhungen hinnehmen müssen als bei entsprechend starker Konkurrenz nötig gewesen wäre, sagt die Aufsichtsbehörde E-Control.

Pikant dabei sei, dass sich die meisten Energieunternehmen zumindest zu 51 Prozent im Besitz der Republik oder der Länder befinden. "Die haben voll zugelangt. Offensichtlich sind die öffentlichen Unternehmen die besseren Heuschrecken", sagte der Chef der E-Control, Walter Boltz, am Montag bei der Präsentation eines Berichts zur Lage des Strom- und Gasmarktes in Österreich. "Da muss man sich schon fragen, wozu öffentliches Eigentum gut sein soll, wenn die Preispolitik der Unternehmen dann so ausschaut wie sie ausschaut." Die E-Wirtschaft wies die These, es gebe zu wenig Wettbewerb, zurück

Preiserhöhungen seien im Vorjahr aufgrund der gestiegenen Großhandelspreise gerechtfertigt gewesen, sagte Boltz. Aber nicht in dem Umfang. Ein durchschnittlicher Haushalt habe durch höhere Strom- und Gaspreise eine Mehrbelastung von 120 Euro pro Jahr zu tragen - und das Ende der Fahnenstange sei noch gar nicht erreicht. Einige Unternehmen wie die Linz AG haben im Juli angekündigt, vor Beginn der Heizperiode die Gaspreise "um einen zweistelligen Prozentsatz" anzuheben.

Da der Ölpreis inzwischen gesunken ist und der Gaspreis fünf bis sechs Monate zeitverzögert folgt, rechnet Boltz bis zum Auslaufen der Heizperiode im kommenden Frühjahr mit keinen weiteren Änderungen beim Gaspreis.

Strom hingegen werde sich voraussichtlich um zehn bis 15 Prozent verteuern. Darauf deute die Entwicklung im Großhandel hin, wo Strom zur Lieferung im nächsten Jahr rund 80 Euro je Megawatt koste statt derzeit 68 bis 70 Euro. Wie viel von der Erhöhung tatsächlich beim Konsumenten ankomme, hänge von der Politik ab.

Wettbewerbsvorteil verspielt

Österreich sei drauf und dran, seinen durch vergleichsweise günstige Energie geschaffenen Wettbewerbsvorteil zu verspielen. "Seit Beginn der Liberalisierung gab es bis 2006 in Summe eine positive Entwicklung. Im Vorjahr hat sich das Blatt gewendet", sagte Boltz. Er kündigte eine "Aktion scharf" an, bei der man Verteilnetzbetreiber bei unzureichender Trennung von Netz und Vertrieb an den Pranger stellen wolle. Darüber hinaus fordert Boltz von der künftigen Regierung eine Gesetzesänderung, um eine effektive Überwachung der Energiemärkte durchführen zu können.

Haushalte sollten wie in Norwegen zwei Rechnungen erhalten: eine, in der die Netzkosten angeführt sind und eine mit dem Energieanteil. Damit, so glaubt Boltz, wäre mehr Transparenz am Markt, das fördere den Wettbewerb. (Günther Strobl , DER STANDARD, Print-Ausgabe, 9.9.2008)