Kabul - Zwei Videos vom Schauplatz eines umstrittenen Angriffs der US-geführten Koalitionstruppen im Westen Afghanistans zeigen Dutzende Leichen. Mindestens acht tote Kinder sind auf den körnigen Aufnahmen zu erkennen. Die Videos lagen der Nachrichtenagentur AP am Montag vor. Sie wurden offenbar vom Mitarbeiter einer Hilfsorganisation nach dem Angriff auf das Dorf Azizabad in der Provinz Herat aufgenommen und dann den Vereinten Nationen übergeben.

Die US-Streitkräfte ordneten unterdessen eine neuerliche Untersuchung des gemeinsamen Einsatzes mit den afghanischen Streitkräften vom 22. August an. Dabei sollen nach afghanischen und UN-Angaben bis zu 90 Zivilisten getötet worden sein. Es seien neue Informationen aufgetaucht, die bei der ersten Untersuchung noch nicht vorgelegen hätten, erklärten der amerikanische ISAF-Kommandant General David McKiernan. Es blieb zunächst unklar, ob es sich dabei um die Videos handelte.

Dutzende Leichen

Die Aufnahmen zeigen Dutzende in Tücher gehüllte Leichen auf dem Boden einer Moschee. Afghanische Frauen heben immer wieder Tücher an, um entstellte Männer- oder Kinderleichen zu zeigen. Die genaue Gesamtzahl der Toten ist jedoch wegen der schlechten Videoqualität nicht auszumachen. Auch kann nicht eindeutig belegt werden, ob das Video die Toten von Azizabad zeigt. Die Aufnahmen stützen jedoch die afghanischen und UN-Angaben, wonach bis zu 60 Kinder und 15 Frauen getötet worden seien.

Die US-Streitkräfte hatten vorigen Dienstag einen ersten Ermittlungsbericht vorgelegt, der von 35 getöteten Kämpfern der Taliban und sieben unbeteiligten Zivilisten sprach. Nach der Militäraktion hatte der afghanische Präsident Hamid Karzai in ungewöhnlich scharfer Form eine Überprüfung der ausländischen Truppenpräsenz angeordnet. (APA/AP)