Berlin - Für den Aufbau eines bisher einzigartigen "Schaltplans", der erstmals gezeigt hat, wie Tausende von Proteine des Menschen miteinander interagieren, erhält ein Forschungsteam um Erich E. Wanker vom Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin (MDC) Berlin-Buch den deutschen Erwin-Schrödinger-Preis. Die mit 50.000 Euro dotierte Auszeichnung wird den Forschern am kommenden Donnerstag überreicht.

Wanker stammt ursprünglich aus Klagenfurt, sein ebenfalls ausgezeichneter Ex-Mitarbeiter Ulrich Stelzl (nunmehr am Max-Planck-Institut für Molekulare Genetik in Berlin tätig) wurde in Wien geboren. Beide haben ursprünglich in Österreich studiert. Den Forschern war es gelungen mit mehr als 25 Millionen einzelnen Experimenten eine Karte aufzubauen, auf der 3.200 Protein-Wechselwirkungen zwischen 1.700 Proteinen dargestellt sind. Außerdem konnten sie 195 Proteine und ihre Kooperationspartner identifizieren, die mit verschiedenen Krankheiten in Verbindung gebracht werden und 342 bisher nicht charakterisierte Proteine bekannten Signalwegen zuordnen.

"Wir haben den Grundstein dafür gelegt, dass jetzt sozusagen ein Schaltplan unseres Körpers erstellt werden kann"

Die umfangreichen Untersuchungen zu menschlichen Protein-Wechselwirkungen waren nur mit einer von Wanker, Stelzl und dem Deutschen Christian Hänig speziell entwickelten Technik möglich. Dabei werden Hefezellen eingesetzt, um die Bindungspartner der Proteine zu identifizieren. "Wir haben den Grundstein dafür gelegt, dass jetzt sozusagen ein Schaltplan unseres Körpers erstellt werden kann. Die Karte hilft uns, die Funktionen der Proteine aufzuklären und die komplexen Vorgänge in unseren Zellen zu verstehen", erklärte Wanker. Die Studie wurde ursprünglich in "Cell" im September 2005 publiziert (siehe Link am Artikelende). Mittlerweile wurde es zu einem ganzen Datenbankprojekt.

Der Preis ist benannt nach dem österreichischen Physiker und Nobelpreisträger Erwin Schrödinger (1887-1961). Er wird jährlich abwechselnd vom Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft und der Helmholtz-Gemeinschaft für herausragende wissenschaftliche oder technisch innovative Leistungen verliehen. Die Auszeichnung hat nichts mit Erwin Schrödinger-Preis der Österreichischen Akademie der Wissenschaften zu tun. (APA)