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Andi Herzog ist nicht depressiv, weil er nicht Teamchef geworden ist.

APA-FOTO: HERBERT PFARRHOFER

Lindabrunn - An eine gemütliche Feier im kleinen Kreis ist beim 40er von Andreas Herzog nicht zu denken. Am Tag des runden Geburtstags des ÖFB-"Team-Trainers" sitzt der Jubilar in Litauen auf der Trainerbank und hofft auf Punktezuwachs in der WM-Qualifikation. Der österreichische Rekord-Teamspieler sprach im Interview nicht nur über seine Hoffnungen auf eine Teilnahme an der Endrunde 2010, sondern auch über seine bisherige Karriere und das Aufgabengebiet im neuen ÖFB-Betreuerstab.

Wie sieht die Bestandsaufnahme kurz vor Ihrem 40. Geburtstag aus?

Herzog: "Ich habe einen Job, der viel Spaß macht und gut zu mir passt. Ich wollte im Fußball bleiben und habe einen super Übergang erwischt."

Wenn Sie auf Ihre Karriere zurückblicken: Was waren die Höhepunkte, was die Tiefpunkte?

Herzog: "Das Schönste war, dass ich mich auf Anhieb in Deutschland durchgesetzt habe, was mir viele nicht zutrauten, und dann über neun Jahre in Deutschland gespielt habe. Aber natürlich hat es auch schwere Zeiten gegeben, wie zum Beispiel die Niederlage gegen die Färöer und mein Engagement bei den Bayern."

Haben Sie einen speziellen Geburtstagswunsch?

Herzog: "Aus sportlicher Sicht würde ich mich freuen, wenn wir einen guten Start in die WM-Qualifikation mit so vielen Punkten wie möglich hinlegen."

Ist der Wunsch nach einer WM-Teilnahme angesichts der schweren Auslosung überhaupt realistisch?

Herzog: "Sich für die WM zu qualifizieren, ist sehr schwer. Aber es ist auch eine Gruppe, wo einander viele Mannschaften gegenseitig die Punkte wegnehmen werden. Da muss man einfach an sich glauben, in den entscheidenden Phasen Glück haben und die 'Big Points' machen, so wie es uns damals in der Qualifikation für die WM 1998 beim 1:0 in Schweden gelungen ist."

Ist der Start in die Amtszeit von Teamchef Karel Brückner wunschgemäß verlaufen?

Herzog: "Das 2:2 gegen Italien kann sich sehen lassen, aber wir müssen uns noch weiterentwickeln."

Wie zufrieden sind Sie mit Ihren Kompetenzen im neuen Trainerteam?

Herzog: "Für mich hat sich nichts geändert, ich habe das gleiche Aufgabengebiet wie unter Josef Hickersberger. Natürlich wäre ich mehr in der Verantwortung, wenn ich Teamchef geworden wäre. Aber deswegen bin ich nicht depressiv. Irgendwann wird meine Zeit kommen, und wenn nicht, kann man auch nichts machen. Ich habe drei, vier Gedanken im Kopf, was ich nach meiner Zeit beim ÖFB machen könnte. Wenn sich etwas ergibt, werde ich sicher zuschlagen. Und wenn es sein soll, trainiere ich in fünf Jahren eben die U6 von Breitenfurt. Diese Freiheit habe ich mittlerweile."

Würden Sie sich mehr Kompetenzen wünschen?

Herzog: "Journalisten glauben, weil ich im Training nicht immer mitten am Platz stehe, habe ich weniger Kompetenzen, aber das ist nicht so. Ich sehe auch von meiner Position viel und bespreche das mit Brückner und Kocian. Es gibt andere Bereiche, die man nicht so sieht. Ich bin oft unterwegs, beobachte viele Spiele und will mir auch einen Überblick über die ÖFB-Jugend-Auswahlen verschaffen. Diese Vielfalt an Aufgaben ist sehr schön. Außerdem wären mehr Kompetenzen sicher nicht gut, denn im Endeffekt hat der Teamchef zu entscheiden."

Werden Sie während der gesamten WM-Qualifikation beim ÖFB bleiben oder ist bei einem guten Angebot ein vorzeitiger Abschied denkbar?

Herzog: "Ich habe meinen Vertrag bis zum Ende der WM-Qualifikation verlängert, was dazwischen passiert, weiß ich nicht. Aber ich gehe davon aus, dass ich den Vertrag erfülle."

Wo liegen die Unterschiede in der Arbeitsweise von Brückner und Hickersberger?

Herzog: "Beide sind absolute Fachmänner. Dass Hickersberger mehr gesprochen hat ist klar, aber in Spanien zum Beispiel würde er wegen der Sprache auch weniger reden. Am Ende zählen ohnehin nur die Ergebnisse."

Hatten Sie in Ihrer aktiven Karriere einen Trainer, der mit Brückner vergleichbar war?

Herzog: "Otto Rehhagel, zum Beispiel was den Umgang mit Medien, aber auch mit Spielern betrifft, denn er nimmt auf die Spieler viel Rücksicht. Der Vergleich mit Ernst Happel trifft jedenfalls nicht zu." (APA)