Foto: Otto-Preminger-Institut

Von ihren über sechzig Filmen sind nur drei erhalten: Ein neapolitanisches Lied inspirierte Elvira Notari in den frühen Zwanzigerjahren zu A Santanotte. Die 1875 geborene Notari, eine Vordenkerin des Neorealismo, drehte zum Teil mit Laiendarsteller/inne/n aus dem Arbeitermilieu und übte Gesellschaftskritik.

Nanninella, die märtyrerhafte Heldin von "A Santanotte" , wird mehrfach gepeinigt und hintergangen: Von den Glotzern und Grabschern in der Bar, wo sie arbeitet, von einem ehrlosen Verehrer und vor allem von ihrem eigenen Vater, einem gewalttätigen Säufer. Den Guten gibt's auch, ein Happyend bleibt dem Paar aber verwehrt. Eine eindrucksvolle Hochzeitsszene ist alles andere als der übliche Start ins Glück.

Elvira Notaris "Dora Films" war zwischen 1906 und 1930 eines der großen italienischen Produktionshäuser der Stummfilmzeit. Bei der "A Santanotte" -Vorführung am Montag (in Kooperation mit dem Österreichischen Filmmuseum) gibt es Livemusik zum Film. Monats-Achter ist übrigens immer Tag der kinovi[sie]on.

Die Klangspuren haben ein Projekt von und mit Olga Neuwirth aufgegriffen, diesmal musizieren dieb13 (in Vertretung Olga Neuwirths), Angélica Castelló und Burkhard Stangl (Tontechnik: Christina Bauer) mit Elektronik, Zither, Flöte und Gitarre zum Film. Die klangliche Gestaltung ist zum Teil komponiert, zum Teil improvisiert.

Vor dem Film mit avancierter Tongestaltung liest die Schauspielerin Eleonore Bürcher aus "Zwischen den Stühlen" , einem anregenden Band (hg. v. Stefan Drees) anlässlich Olga Neuwirths 40. Geburtstag, mit Texten u. a. von Elfriede Jelinek. Auch in Neuwirths venezianisches Arbeitsjournal zu "Bählamms Fest" wird Einsicht genommen. (pen, DER STANDARD/Printausgabe, 06./07.09.2008)