Nicht nur, wenn sie auf Zeh oder Schädel fallen. Sondern auch wenn es sich um apokryphe Kapitel handelt, genauer: um Kapitel 39 und 40 von Alessandro Manzonis Roman Die Brautleute. Diese mysteriösen Texte bilden das Zentrum des zweiten Romans des jungen Italieners Errico Buonanno, im Hauptberuf Lektor eines literarischen Verlags. Buonanno lässt in Montevideo einen zwergenhaften Erzähler namens Hamete Benengeli - nicht zufällig der Name jenes Arabers, von dem Cervantes reklamierte, von ihm das Originalmanuskript des Don Quixote erhalten zu haben - das aufschreiben, was der "Akademie Pessoa" zustieß.

Dies ist eine Vereinigung literarischer Schiffbrüchiger, minderbegabter Autoren, die Schreibblockaden nicht überwanden, an Romanen scheiterten, als Verlagszuarbeiter ihre Existenz fristen und gegen die Literatur zu Felde ziehen. Nach und nach kommen sie zu Tode - was aufs Engste zu tun hat mit dem Manzoni-Buch und der Sehnsucht nach wahrer Kreativität. Dass die literarische Postmoderne weder tot noch steril ist, das demonstriert Buonanno mit diesem gelegentlich etwas zu schnell sich drehenden Spiegelzitatenkabinettzirkus, in dem er von Cervantes über Pinocchio und den Grafen von Monte Christo bis zu Borges lustvoll die Literatur plündert. Hätte Buonanno nicht schon den Premio Calvino zugesprochen bekommen, dieser nach dem großen italienischen Autor benannte Preis wäre ihm für dieses Buch sicher. (Alexander Kluy, ALBUM - DER STANDARD/Printausgabe, 06./07.09.2008)