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Karel Brückner und sein Assistent glauben zu wissen, wie der Vizeweltmeister zu knacken ist.

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Karim Benzema (vorn) und Thierry Henry werden wohl in der Offensive Akzente setzen. Die Österreicher wissen natürlich ganz genau, dass die beiden äußerst gefährlich sind.

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Wien - Österreichs Fußballteam ist absolut bereit für den Auftakt der WM-Qualifikation 2010. Es wird überpünktlich zum Spiel gegen Frankreich erscheinen, das ist noch keine großartige Leistung, denn den Weg vom Hotel bis zum Ernst-Happel-Stadion könnte jede beliebige Katze springen. Ganz ohne Bus. Die Bereitschaft, die Karel Brückner meint, bezieht sich natürlich auf die fußballerischen Belange. Das Trainingslager in Lindabrunn sei, so der Teamchef, ordnungsgemäß verlaufen, man habe sich näher kennengelernt. Einsatz, Wille, Einstellung und Mannschaftsgeist passten. "Die Wahrheit liegt aber auf dem Platz, die beste Theorie und Taktik nützen nichts, wenn sie nicht umgesetzt werden."

Einen wirklichen Wettbewerbsvorteil sieht Brückner in der von ihm erwähnten Bereitschaft allerdings nicht: "Denn auch Frankreich ist bereit." Wen er für den gefährlichsten Franzosen hält? "Alle." Assistent Jan Kocian erbarmte sich, zählte Namen auf. "Henry, Nasri, Benzema."

Alle vier Jahre ist WM-Qualifikation. Für Martin Stranzl, der sich drei weitere Jahre an Spartak Moskau gebunden hat, ist es die dritte. Zweimal wurde das Ziel, die Endrundenteilnahme, verfehlt. "Leider sind wir auch diesmal Außenseiter. Die Gruppe ist extrem hart. Aber durch die Euro haben wir Mut gefasst, die eigenen Ansprüche sind gewachsen." Eine interne Hochrechnung geht davon aus, dass aus den zehn Partien zumindest 20 Zähler notwendig sind, um Gruppenzweiter zu werden. Die Chancen gegen Frankreich bezifferte Stranzl mit 50:50. "Das gilt aber vor jedem Spiel."

Ein Vorgeplänkel ist an Spannung durchaus überbietbar. Immerhin hat Hauptsponsor Raiffeisen den Vertrag mit dem ÖFB um weitere zwei Jahre verlängert. Kapitän Andreas Ivanschitz betonte nicht einmal zur eigenen Überraschung die Wichtigkeit eines guten Starts in die Qualifikation. "Wir freuen uns auf das ausverkaufte Stadion, auf den großen Gegner. Frankreich zählt für mich zu den besten fünf Nationen der Welt." Nicht nur György Garics wurde mit DVDs und Infos über die Franzosen zugeschüttet: "Gesehen haben wir von ihnen genug, jetzt wollen wir sie auch kennenlernen. Sie sind sicher ein harter Brocken."

Kaum Veränderungen


Wie man diesen gewaltlos zum Bröckeln bringt, darüber wurde intern gesprochen. Brückner hat jedenfalls eine Taktik gezimmert, die einen Sieg der Österreicher zumindest nicht ausschließen sollte. "Bleibt wie die Aufstellung geheim, das ist nichts für die Zeitungen." Es ist davon auszugehen, dass sich die Mannschaft von jener, die in Nizza ein 2:2 gegen Italien erreicht hat, nur unwesentlich unterscheidet. Da Brückner Rene Aufhauser ("routiniert, vielseitig einsetzbar") und Stürmer Marc Janko ("durchschlagskräftig, eine angenehme Überraschung") ausdrücklich gelobt hat, dürfte Aufhauser in die Grund-Elf rutschen (eventuell statt Sebastian Prödl, Paul Scharner könnte in die Innenverteidigung gestellt werden). Janko gehörte ihr, der Grund-Elf, schon gegen Italien an.

Die Abwehr soll eher tief verteidigen (als Mittel gegen Selbstüberschätzung und Übermut). Bei Eroberung des Balls ist geplant, diesen nicht postwendend an den nächstbesten Franzosen zu verlieren. Im Gegenteil, es sollen ganz gezielt Konter gesetzt werden. Brückner: "Wir haben Respekt, keine Angst. Natürlich ist Frankreich in unserer Gruppe der hohe Favorit." Assistent Andreas Herzog wäre trotzdem nur dann mit einem Unentschieden zufrieden, "wenn es glücklich zustande kommt".

Keine Zweifel


Die Franzosen sind am Freitag in Wien-Schwechat gelandet, am Abend wurde im Happel-Stadion trainiert. Bei der Euro ist ihnen aufgrund des Scheiterns in der Vorrunde dieses Gebäude versperrt geblieben. Trainer Raymond Domenech kündigte "ein Match für Kämpfer" an. Die Stars hinterließen einen selbstbewussten Eindruck, warnten vor den Österreichern. "Nach dieser Europameisterschaft dürfen wir es uns nicht leisten, irgendein Match zu leicht zu nehmen", sagte Samir Nasri von Arsenal. Patrice Evra (Manchester United): "Sie werden versuchen, uns an der Gurgel zu nehmen. Wir müssen gewinnen, um erst gar keine Zweifel aufkommen zu lassen. Aber das ist ein positiver Druck. Wir werden Frankreich wieder ins rechte Licht rücken."

Kapitän Thierry Henry bestätigte übrigens Brückners Befürchtung. "Wir sind bereit." (Christian Hackl, DER STANDARD, Printausgabe, Samstag, 6. September 2008)