Wien - Die russische Air Union, ein Zusammenschluss von fünf regionalen russischen Fluggesellschaften, bereitet ihren Partnern, AUA und Lufthansa, Sorgen. Nach der Fast-Pleite Ende August, wo sich zahlreiche Flughäfen weigerten, die Tankrechnungen der Airlines zu übernehmen, dürfte der Flugbetrieb nun trotz Verspätungen zwar halbwegs funktionieren, in Ordnung ist aber nichts.

Russlands Premier Wladimir Putin garantierte zwar, bis 14. September die Tankrechnungen zu übernehmen. Doch die russische Regierung ist offenbar nicht bereit, die offenen Rechnungen der Air Union in Höhe von mehr als einer Milliarde Dollar zu begleichen. Man wirft der Konzernführung gar vor, Missmanagement betrieben und kein wirksames Krisenprogramm erstellt zu haben.

Die selbst nicht operativ tätige Air Union sollte als dritte große russische Airline nach Aeroflot (im Skyteam) und der sibirischen S7 entstehen. Ursprünglich sollten die Brüder Boris und Alexander Abramowitsch (Eigentümer der ungarischen Malev) die Mehrheit an der Air Union halten. Mittlerweile will der Staat das Sagen haben.

Schweres Leben für die Lufthanssa

Die Aeroflot wollte der Lufthansa (Mitglied der Star Alliance) offenbar das Leben in Moskau schwermachen. Zunächst hatten russische Behörden 2007 der Tochter Lufthansa Cargo zeitweise verboten, über Russland zu fliegen. Dann hatten russische Steuerbeamte Konten der Fluggesellschaft eingefroren, bis die Lufthansa versprach, ihre Frachtflugzeuge auf dem Weg nach Asien nicht nur in Kasachstan zwischenlanden zu lassen, sondern einige auch auf dem russischen Flughafen Krasnojarsk aufzutanken.

Später als die AUA zog die Lufthansa heuer die Passagiersparte vom staatlichen Moskauer Flughafen Scheremetjewo (Aeroflot-Hub) nach Domodedowo ab. Dort landen auch die Flieger der Air Union.

Luftfahrtexperten sehen die Strategie der Air Union zwar als zukunftsweisend. Die Probleme lägen jetzt aber im organisatorischen Bereich und in der Zusammenführung unterschiedlicher Strukturen und Kulturen. Vom Ziel, Mitglieder der Star Alliance zu werden, sind die Russen noch weit entfernt. (Claudia Ruff, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 5.9.2008)