"pimp your bike" am Hauptplatz in Wiener Neustadt.

Foto: rwh/derStandard.at

Polizist Planitzer verteilt Reflektoren an Passanten.

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Ein Wahlkampfgoodie der anderen Art.

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Tanja Windbüchler im Gespräch mit einer Passantin.

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"Gnädige Frau, Sie haben ja gar keinen Reflektor auf Ihrem Rad." Mit vollem Einsatz verteilt Peter Planitzer in der Wiener Neustädter Innenstadt grüne Wahlkampfgoodies der anderen Art. Planitzer ist eigentlich Polizist, am Wochenende aber schlüpft er in die Rolle des Politikers und kämpft um grüne Stimmen. Seit einem Jahr sitzt er für die Grünen im Gemeinderat von Wiener Neustadt. Das Steckenpferd seiner bisherigen politischen Tätigkeit: Das Radfahren. Er fordert "Freiheit für Radfahrer" - in Form von für Radfahrer geöffneten Einbahnen - und wird nicht müde darüber zu reden. Auch wenn seine Frau ihn schon damit aufzieht: "Du mit deinen depperten Radln, sagt sie immer zu mir", lacht Planitzer. Aber Wiener Neustadt biete eben beste Vorraussetzungen fürs Radfahren, so Planitzer: "Wiener Neustadt ist wie Holland - plattleben."

Wahlkampf in der Innenstadt

Gemeinsam mit seinen KollegInnen wirbt er um Stimmen für die anstehenden Nationalratswahlen. Es herrscht emsiges Treiben am Wiener Neustädter Hauptplatz und in der angrenzenden Fußgängerzone der 40.000-Einwohner-Stadt südlich von Wien. Die Kaffeehäuser sind gut besucht. Die Grünen haben eine "pimp your bike"-Station aufgebaut, die Einwohner Wiener Neustadts können hier mir ihren Fahrrädern vorbei kommen und sie reparieren lassen.

"Dass Sie schon Wahlkämpfen, des wundert mich." Eine Passantin wendet sich an Tanja Windbüchler-Souchill, die Fraktionsvorsitzende der grünen Ortsgruppe in Wiener Neustadt. Sie ist auf der Niederösterreichischen Landesliste auf Platz 2 gereiht und wird nach der Wahl in den Nationalrat einziehen. Es sei keine kurzfristige Entscheidung gewesen, so weit vorne zu kandidieren, sagt Windbüchler im Gespräch mit derStandard.at, sie sei überzeugt davon, im Sozialbereich viel Input liefern zu können: "Ich würde lügen, wenn ich sage, ich verstärke das Ököteam." In ihrer Heimatstadt Wiener Neustadt sei ihre Kandidatur positiv aufgenommen worden, sagt die Sozialarbeiterin: "Viele erkennen mich jetzt auf der Straße. Im Zug - ich pendle jeden Tag nach Wien - werde ich freundlich gegrüßt."

"In Regierungsverhandlungen"

Ihre Kandidatur hat Anlass für Kritik gegeben (DER STANDARD berichtete). Windbüchler sagt dazu, sie habe sich für Platz 2 entschieden - und nicht gegen die ehemals auf Platz zwei gereihte Brigid Weinzinger. Sie will das, was auch die Parteispitze vorgibt: "Starke Grüne, die in Regierungsverhandlungen gehen werden - egal ob mit Rot oder Schwarz."

Dass es ihr die Wiener Neustädter übel nehmen werden, dass sie der Heimat den Rücken kehrt, um ins Parlament zu gehen, glaubt Windbüchler nicht: "Ich bleibe ja Gemeinderätin." Und als solche werde sie sich auch in Zukunft fürs Radfahren und alle anderen Themen, die den Grünen in Wiener Neustadt am Herzen liegen einsetzen.

Schon rauscht sie ab und verteilt grüne Luftballons an Kinder, die vorbeikommen. Ihr Kollege, der Polizist Planitzer, hat es indes mit weniger leicht zufrieden zu stellenden Passanten zu tun. "Von welcher Partei sind Sie?", fragt ihn ein älterer Herr, "von den Grünen? Oje!" (Rosa Winkler-Hermaden, derStandard.at, 6.9.2008)