Pjöngjang/Peking - Nordkorea hat nach südkoreanischen Angaben mit dem Wiederaufbau seiner stillgelegten Atomanlagen begonnen. Mit Besorgnis bestätigte Seoul am Donnerstag die Wiederaufbauarbeiten in dem nordkoreanischen Atomkomplex Yongbyon. Das Regime in Pjöngjang will Druck auf die USA ausüben, Nordkorea wie versprochen von der Liste der "Schurkenstaaten" zu nehmen und einige Handelssanktionen aufzuheben. Die US-Regierung spielte die Entwicklung herunter.
Nach vorliegenden Informationen gebe es noch keinen Hinweis auf einen Wiederaufbau der Atomanlage oder die Reintegration bereits ausgebauter Teile, sagte der Sprecher des US-Außenministeriums in Washington, Sean McCormack, am Mittwoch. "Nach unserem Verständnis verlagert Nordkorea einige Ausrüstungsstücke, die vorher eingelagert waren."
Druck auf Washington
Südkoreas Nachrichtenagentur Yonhap zitierte einen Regierungsbeamten in Seoul, auf Arbeitsebene habe die nordkoreanische Seite schon am Dienstag die amerikanischen Atom-Inspekteure in Pjöngjang über ihre Entscheidung unterrichtet, die Plutoniumanlage wieder hochzufahren. "Nordkorea erlaubte ihnen, Zeuge ihrer Arbeit (beim Wiederaufbau) zu sein", sagte der Beamte. Nordkorea wolle die USA damit unter Druck setzen.
Die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA/IAEO) bestätigte den Beginn der Wiederaufbau-Arbeiten nach südkoreanischen Angaben in einem Bericht an die USA. Ende August hatte Nordkorea die Stilllegung ausgesetzt und den Wiederaufbau angedroht. Pjöngjang ist verärgert, weil die USA das Land immer noch als "Schurkenstaat" führen. Die USA wollen ihre Zusage erst erfüllen, wenn Nordkorea einer Überprüfung der Ende Juni eingereichten Auflistung seiner atomaren Materialien und Anlagen zustimmt.
Wegen der Streitigkeiten wollte der US-Atom-Unterhändler Christopher Hill nach China reisen. In Peking waren Treffen mit seinem südkoreanischen Amtskollegen Kim Sook an diesem Freitag und mit chinesischen Regierungsvertretern am Samstag geplant. Nach Einschätzung des Bundestagsabgeordneten Detlef Parr (FDP) wartet Nordkorea vor allem darauf, dass die USA ihre Zusagen einhalten. "Nordkorea argumentiert, dass es Vorleistungen erbracht habe und jetzt auch die USA ihre Versprechen einhalten müssten", sagte Parr nach der Rückkehr aus Pjöngjang der Deutschen Presse-Agentur dpa in Peking.
Angesichts der zögerlichen Nordkorea-Politik des neuen südkoreanischen Präsidenten Lee Myung Bak fordere Pjöngjang ferner, dass der Süden "wieder mehr Vertrauen und Stetigkeit in die Beziehungen bringt". "Sie scheinen empört, dass in Südkorea ein bisschen die Eiszeit praktiziert wird." Der FDP-Politiker hatte mit einer Delegation des Vorsitzenden der deutsch-koreanischen Parlamentariergruppe, Hartmut Koschyk (CSU), am Dienstag in Pjöngjang Gespräche im Zentralkomitee und mit Vizeaußenminister Kung Sok Ung geführt. Koschyk wird am Freitag von Parlamentspräsident Kim Yong Nam empfangen. Das nominelle Staatsoberhaupt ist hinter Militärführer Kim Jong Il die Nummer Zwei in der Machthierarchie. (APA/dpa)