Bild nicht mehr verfügbar.

Foto: APA/AP/Sergei Chuzavkov

Die gelernte Juristin Ferrero-Waldner war zunächst in der Privatwirtschaft , avancierte dann zur Protokollchefin bei den Vereinten Nationen, und wurde 1995 als Staatssekretärin im Außenamt in die Regierung geholt. 2004 verließ sie Österreich in Richtung Brüssel.

 

Foto: APA/AP/Sergei Chuzavkov

Brüssel - Ihr "Kampflächeln" wurde neben ihrem Sinn für Etikette und ihrem polyglotten Auftreten schon vor ihrer Zeit als EU-Kommissarin zum Markenzeichen. Benita Ferrero-Waldner erkämpfte sich mit Hartnäckigkeit und diplomatischer Freundlichkeit einen Platz auf dem internationalen Parkett.

Die gebürtige Salzburgerin, frühere Außenministerin und ehemalige Präsidentschaftskandidatin der ÖVP feierte am Freitag ihren 60. Geburtstag - wie zumeist in den den vergangenen Jahren bei der Arbeit.

Ferrero-Waldner stand lange im Schatten des Hohen Repräsentanten Javier Solana, der sich üblicherweise um das außenpolitische Krisenmanagement in der Europäischen Union kümmert. In den Blickpunkt der Weltöffentlichkeit setzte sich die EU-Kommissarin Anfang 2006 nach dem Eintritt der radikal-islamischen Hamas in die palästinensische Regierung, als sie vorübergehend die millionenschweren Direktzahlungen an die Autonomiebehörde aussetzte.

Während Solana laufend die Positionen der EU-Staaten koordinieren muss, hat die EU-Kommissarin die Kontrolle über das Außenpolitikbudget der Europäische Union. Ein Schwerpunkt ihrer Tätigkeit ist zudem die Nachbarschaftspolitik, mit der die Union den östlichen und südlichen Anrainern privilegierte Beziehungen anbieten will, ohne gleich den EU-Beitritt in Aussicht zu stellen.

Ihr größter Triumph als EU-Kommissarin war im Sommer 2007 die Freilassung von fünf bulgarischen Krankenschwestern und einem Arzt palästinensischer Herkunft, die in Libyen wegen angeblicher Infizierung von 400 Kindern mit der Todesstrafe bedroht waren. Von Sofia wurde sie nach ihrer Mission bei Revolutionsführer Muammar al-Gaddafi zur Ehrenbürgerin erklärt.

Ferrero-Waldner bewies damals, dass sie sich auch in der arabischen Welt als Frau Gehör verschaffen kann. Den Medienrummel musste sie sich mit dem ebenfalls vermittelnden französischen Präsidenten Nicolas Sarkozy und seiner mittlerweile geschiedenen Ex-Frau Cecilia teilen. Erst die nachfolgenden wirtschaftlichen Milliardendeals Frankreichs mit Libyen warfen Fragen über mögliche Geheimabsprachen auf.

Bereits vor ihrem Wechsel nach Brüssel im November 2004 war Ferrero-Waldner mit Krisenmanagement im Jahr 2000 als Außenministerin der ersten schwarz-blauen Regierung Österreichs gestartet. In dieser Position war sie die erste Frau in Österreich. Das Amt der ersten Frau im Staat blieb ihr nach der knappen Niederlage gegen Heinz Fischer im Präsidentschaftswahlkampf 2004 verwehrt.

Mit demonstrativer Freundlichkeit und Sachertorte hatte sie als Außenministerin versucht, die wegen der FPÖ-Regierungsbeteiligung verhängten Sanktionen der EU-14 gegen die in der Union geächtete Bundesregierung aufzuweichen. "Wie eine Löwin" habe sie damals für Österreich gekämpft, sagte sie. Später wurde sie vom damaligen Bundeskanzler Wolfgang Schüssel als sein "Alter Ego" und beste Mitarbeiterin gelobt.

Schüssel hatte die sprachgewandte Diplomatin, die nach Aufenthalten an den österreichischen Botschaften in Madrid, Dakar und Paris zur Protokollchefin bei den Vereinten Nationen aufstiegen war, 1995 als Staatssekretärin im Außenamt in die Regierung geholt. Zuvor hatte die gelernte Juristin Erfahrungen in der Privatwirtschaft gesammelt.

Bisher hat Ferrero-Waldner, die in zweiter Ehe mit dem spanischen Literaturprofessor und Direktor des Cervantes-Instituts in Brüssel, Franciso Ferrero-Campos, verheiratet ist, keine Absicht erkennen lassen, von der politischen Bühne abzutreten. Die weitere politische Zukunft der ÖVP-Politikerin hängt wohl vom Ausgang der bevorstehenden Nationalratswahlen und dem Lissabon-Reformvertrag ab.

Sollte der neue EU-Vertrag in Kraft treten, wird der Posten der/s Außenkommissarin/s abgeschafft und der Hohe Repräsentant ist alleine für die EU-Außenpolitik zuständig.

Zum Feiern ist der EU derzeit wenig zumute. Ferrero-Waldners 60er fällt in die wohl größte außenpolitische Krise, die die Union seit dem Ende des Kalten Krieges mit Russland durchmacht. Anders als bei der Befreiungsaktion in Libyen hat Sarkozy diesmal die Initiative für das politische Krisenmanagement an sich gerissen und die EU-Kommission in die zweite Reihe verwiesen.

An ihrem Geburtstag will die Kommissarin gleichwohl den 27 AußenministerInnen in Avignon einmal eine Vorstellung skizzieren, wie die EU-Behörde in den nächsten Wochen weiter mit der Georgien-Krise umzugehen denkt. (APA)