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Die Sonderklassen werden aufgelöst, die Roma-Kinder werden ab jetzt mit polnischen Kindern unterrichtet.

Foto: APA/EPA/Michalowski

Warschau - Kinder der polnischen Roma, die in diesem Jahr neu in die Schule eintreten, werden von nun an gemeinsam mit polnischen Tafelklasslern unterrichtet. Nachdem bekanntgeworden war, dass es für die Kinder der Volksgruppe separate Klassen gebe, kam es zu Medienprotesten. Bildungsministerin Katarzyna Hall versprach damals, das Problem unverzüglich zu lösen. Ab diesem Jahr werden daher keine eigenen Roma-Klassen mehr gebildet.

Niedriges Bildungsniveau

Über die Existenz der Sonderklassen für Roma-Kinder, vor allem in Südpolen, hatte zum ersten Mal die polnische Tageszeitung "Dziennik" Ende Juli berichtet. Das Bildungsniveau in diesen Klassen sei katastrophal niedrig. Ihre Absolventen könnten oft kaum lesen und schreiben. In einer Schule mussten die Roma sogar einen anderen Eingang als polnische Schüler benutzen. Die Sonderklassen existierten trotz einer Empfehlung des Europarats, dessen Abteilung für den Kampf gegen Rassismus bereits 2004 die Schließung solcher Einrichtungen forderte.

Das Bildungsministerium richtete ein offizielles Schreiben an die Schuldirektoren, das die Gründung von Sonderklassen für Roma-Kinder verbietet. Das Resultat ist, dass ab diesem Schuljahr keine neuen Extra-Klassen gebildet werden. Einige bisher existierenden Klassen wurden aufgelöst und die Roma lernen nun gemeinsam mit polnischen Kindern. Die Schulen, an denen Kinder der Minderheit eingeschrieben sind, bekamen zusätzliche Finanzmittel für neue Lehrer und Assistenten. Minister Hall versprach, dass in zwei Jahren keine Sonderklassen mehr existieren würden.

Kritik an Ministerium

Einige Vertreter der Roma-Minderheit werfen dem Bildungsministerium vor, noch vor den Medienpublikationen über das Problem Bescheid gewusst zu haben. "Ich habe mehrmals im Bildungsministerium gefordert, dass Roma-Kinder gemeinsam mit Polen lernen. Getrennte Klassen bedeuten Verurteilung unserer Kinder zu sozialer Behinderung", erklärte der Vorsitzende der Roma Union, Karol Sadowski, gegenüber "Dziennik". Alle Bildungsminister der letzten Jahre behaupten, nicht von Sonderklassen für Roma-Kinder gewusst zu haben.

Das Bekanntwerden der Zustände hatte in Polen Empörung ausgelöst. "In Polen gibt es eine sehr ungesunde Tradition, sich von Anderen und Fremden abzutrennen. Das ist natürlich skandalös", kommentierte der letzte lebende Anführer des Aufstandes im Warschauer Ghetto, Marek Edelman, die Zeitungsberichte. Bischof Tadeusz Pieronek sagte, die Polen sollten sich dafür schämen, dass Kinder in ihrem Land im 21. Jahrhundert offen diskriminiert werden. (APA)