Wien - Die steigenden Lebensmittelpreise dämpfen den Konsum der Österreicher, und dem kann sich auch die Biobranche nicht entziehen. Meinungsforscher sehen zwar Bio weiter im Trend. Die Zeit der jährlich zweistelligen Zuwachsraten ist vorläufig dennoch beendet.

Das Kaufverhalten ändere sich, es werde bewusster eingekauft, weniger weggeworfen und zu billigeren Produkten gegriffen, sagen Experten. "Das betrifft natürlich auch das Biogeschäft" , sagt Rudolf Vierbauch. Er vertritt als Obmann der Bio Austria rund 14.000 Biobauern und hofft, dass die Branche heuer zumindest das Umsatzniveau des Vorjahres hält. Neue Wachstumssprünge sieht er derzeit nicht.

Stephan Mikinovic gibt sich optimistischer. 84 Mio. Euro habe der Handel in den ersten vier Monaten 2008 umgesetzt, rechnet der Chef der Agrarmarkt Austria vor. Übers Jahr könnte sich da durchaus ein Plus ausgehen, sagt er, "wenn vielleicht auch nicht zehn Prozent wie im Vorjahr" . Der typische Biokonsument sei jung, urban, komme aus der Mittelschicht. Da sei das Preisthema nicht das entscheidende.

Mehr Bio

Herausforderung bleibt in jedem Fall, mehr Bauern für die Bioproduktion zu gewinnen. In Tirol sind die Bioanbauflächen heuer zurückgegangen. Im Burgenland, in Ober- und Niederösterreich gab es hingegen Zuwächse, sagt Vierbauch. Das erklärte Ziel des Landwirtschaftsministers: Die Bioflächen bis 2010 von derzeit 14 auf 20 Prozent zu erhöhen.

Der Senkung der Mehrwertsteuer auf Lebensmittel kann weder der AMA-Chef noch Landwirtschaftsminister Josef Pröll etwas abgewinnen. Folge wäre eine massive soziale Schieflage, meint Pröll. Eine Milliarde Euro werde damit verschleudert, der Effekt komme beim Konsumenten nicht an. (vk, DER STANDARD, Printausgabe, 3.9.2008)