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Nicht alles muss über Schienen laufen, damit es fair ist. Mit Spenden für das CO2, das bei einem Flug ausgestoßen wurde, wird fair reisen einfacher.

Foto: Reuters

Wien – "Die Welt zu erleben gehört heute zur Identitätsentwicklung", meint Margit Leuthold, Geschäftsführerin von Respect, dem Institut für integrativen Tourismus und Entwicklung. Es ist eines der Ziele von Respect, Globetrotter in Bahnen zu lenken, die sozial-, kultur- und umweltverträglich sind.

Sabina Kavka, Mitglied der Fachgruppe Hotellerie der Wirtschaftskammer, schließt sich dem an: Für Urlaube müsse eine längere Zeitspanne eingeplant werden. Sie fordert Medien auf, die Bevölkerung zum "bewussten Reisen" anzuregen. Aber was heißt das?

Es gibt viele Zielgruppen, die von Reiseveranstaltern berücksichtigt werden, neben den sogenannten Ökotouristen sind es die Maturareisenden sowie jene, die Cluburlaube in der Türkei oder in Bibione bevorzugen. Und selbst wenn der Markt auch zukünftig nicht von den Ökotouristen überschwemmt werden, sondern vielschichtig bleiben wird, bewusst reisen können alle diese Zielgruppen. Es sei kein Ding der Unmöglichkeit, beim Reisen seinen Teil zu einer sauberen Umwelt beizutragen, erklären die Experten. Neben dem seit den 70ern praktizierten Massentourismus sind neue Arten des Reisens gefragt.

Sorgfältig geplante Urlaube und ökologisches Denken liegen im Trend. Sich für sein Urlaubsdomizil Zeit zu nehmen und einen rücksichtsvollen Umgang mit der dortigen Kultur zu pflegen tritt weiter in den Vordergrund.

So bietet die Organisation Atmosfair an, die bei einem Flug ausgestoßene CO2-Menge zu errechnen und den Betrag an Umweltprojekte zu spenden. Eine einzige Person müsste somit bei einem CO2-Ausstoß von 2240 Kilogramm 53 Euro für die Strecke Wien nach New York bezahlen.

Brigitte Bohusch von Atmosfair gibt an, dass im letzten Jahr allein 40.000 Menschen dieses Angebot angenommen hätten – dadurch leisteten sie ihren Beitrag zu einer ökologische Umwelt.

Doch das Fliegen ist nicht der einzige Weg, um von A nach B zu kommen. Durch den Ausbau der öffentlichen Verkehrsmittel könnten ökologischere Möglichkeiten des Reisens attraktiver werden, doch für viele spricht einiges dagegen: längere Fahrzeiten, weniger Flexibilität und unter Umständen weniger Bequemlichkeit gegenüber dem Auto.

Zusätzlich entspricht es für Margit Leuthold "keiner Kostenwahrheit", dass Fluggesellschaften im Gegensatz zum Bahn- und Autosektor keine Energie- beziehungsweise Treibstoffsteuern zahlen müssen. Eine solche würde "zu einer Preisveränderung führen". Lisa Frühbauer von STA Travel Austria bestätigt dies und prophezeit bei solchen Maßnahmen "den Niedergang der Billig-Airlines".

Kein Seepferdchen

Ein zusätzlicher Eckpfeiler des neuen Reisens ist das Kulturbewusstsein gegenüber dem Urlaubsland. Damit ist ein verantwortungs- und respektvoller Umgang mit der dortigen Natur und dem Lebensstil gemeint.

"Man sollte sich daher überlegen, ob man Souvenirs wie Seepferdchen oder Korallen, die vom Aussterben bedroht sind, unbedingt mit nach Hause nehmen muss", meint Margit Leuthold. "Beim Fotografieren sollte man ebenso beachten, ob Aufnahmen von bestimmten Objekten und Personen überhaupt erwünscht sind."

Entscheidend beim Verreisen sind die Kosten. "Letztendlich entscheidet oft der Preis über die Art und den Ort der Reise", weiß Frühbauer. Allerdings, wie Kavka betont, sei mittlerweile bei bewusstem Sparen ein Urlaub nach eigenen Bedürfnissen und auf respektvolle Art sehr wohl möglich. (Anne Gahleitner, Simone Jetzinger, Magdalena Legerer, Antonia Reiss/DER STANDARD, Printausgabe, 2.9.2008)