Salzburg - Die Kritik an der vom Getränkekonzern Red Bull im Norden der Landeshauptstadt geplanten Profi-Fußballakademie reißt nicht ab. Nach Verkehrsinitiativen, Grünlandschützern und Bürgerliste geht nun erstmals ein Anrainer an die Öffentlichkeit. "Kann sich jeder in dieser Stadt deklariertes Grünland kaufen, um es dann umwidmen zu lassen und seine Geschäftsinteressen zu verfolgen", fragt Architekt Hans Schmidt in einer dem Standard übermittelten Stellungnahme.

Wie berichtet, soll die Sportakademie von Red Bull am Gelände der inzwischen aufgelassenen Trabrennbahn im Stadtteil Liefering gebaut werden. Nach den Plänen des Getränkekonzerns sollen hier bis 2010 neben Fußballfreiflächen auch eine kombinierte Eishockey- und Fußballhalle sowie ein Internats- und Schulbau für Nachwuchskicker entstehen. Die Bruttogeschoßfläche dürfte etwa 15.000 Quadratmeter betragen.

Der Haken dabei: Das Areal liegt im Landschafts- und Grünlandschutzgebiet. Auch mit der EU-Artenschutzrichtlinie könnte das Projekt in dem ökologisch sensiblen Augebiet in Konflikt kommen. Dies könnte eine Überprüfung ökologisch günstigerer Standorte notwendig machen.

Als Anrainer beklagt Architekt Schmidt die "politische Geheimnistuerei" um die "Eliteausbildungsstätte für Red Bull". So sei völlig unklar, "wie viele Sportler und Ausbildner samt Zuseher" diese Sportstätte frequentieren würden. Auch möchte Schmidt wissen, "mit welchem Verkehrsaufkommen" zu rechnen beziehungsweise "wie und von wo aus die verkehrstechnische Erschließung" geplant sei.

Die von Schmidt in Fragen verpackte Angst vor einem neuen Verkehrserreger spricht die Plattform der Verkehrsinitiativen deutlicher an: Die geplanten Anlagen des profitorientierten Klubs "laden ja förmlich zur weiteren Nutzung" ein - etwa für Turniere, Trainingscamps internationaler Vereine, Fußballevents. Es sei auch nicht abzusehen, "ob es bei den kolportierten 70 Schülern bleibt."

Die Verkehrsplattform schlägt jedenfalls einen Alternativstandort vor: Die Akademie könnte in Puch bei Hallein nahe der Fachhochschule Urstein situiert werden. Hier stünden bereits Anschlüsse an das öffentliche Verkehrsnetz zur Verfügung.

Eine andere Variante bringt Planungsstadtrat Johann Padutsch (Bürgerliste) ins Spiel. Er könne sich vorstellen, das Red-Bull-Vorhaben einer verbindlichen Bürgerabstimmung zu unterziehen, so Padutsch im Standard-Gespräch. Eine solche sei nämlich bei Baumaßnahmen im Grünland in der neuen Salzburger Grünlanddeklaration auch vorgesehen.

SPÖ und ÖVP haben freilich andere Pläne. Sie wollen den erst 2007 erneuerten dauerhaften Grünlandschutz mit einer eigens im räumlichen Entwicklungskonzept formulierten "Lex Red Bull" ergänzen. So soll die "Errichtung einer Sportnachwuchsakademie trotz Vorliegen eines Landschaftsschutzgebietes" ermöglicht werden, wie es im Entwurf zur Ausweisung der Sonderfläche heißt.

Auf die rot-schwarze Mehrheit im Gemeinderat setzt man auch bei Red Bull. Sportchef Heinz Hochhauser formulierte dies in den "Bezirksblättern" unmissverständlich: "In einer Demokratie entscheidet immer die Mehrheit." (Thomas Neuhold, DER STANDARD - Printausgabe, 2. September 2008)