Ausnahmsweise einmal ohne Georg, dafür zweimal Hans: Bundy auf einem frühen, undatierten Werbebild (mit Elke Sommer) ...

Foto: Bundy Bundy/Sündhofer

... und im August 2008 in Wien.

Foto: Standard/Regine Hendrich

Bundys nutzten diese Popularität – und schufen ein Friseur-Imperium.

Wien – "Ja, das gäbe Zoff", sagt Hans Bundy – und lächelt zufrieden. Aber, beruhigt er einen Atemzug später, die Gefahr, dass sich im eleganten Flagshipstore der Frisurendynastie Bundy & Bundy in der Wiener City elitäre Damen gegenseitig in die ungemachten Haare geraten, sei doch "eher gering. Bis jetzt war es noch nicht so, dass es mir wirklich abgeht."

"Es" ist das Haareschneiden. Genauer. Denn Hans Bundy tut "es" nicht mehr: Am 8. August legte der 65-Jährige die Friseurschere aus er Hand. Für immer, wie er erklärte – und einen Familienurlaub später im Gespräch mit dem Standard relativierte: "Aus reinem Spaß an der Sache könnte ich schon wieder schneiden. Für Freunde und nur privat. Im Salon ginge es nicht: Das würden viele Kundinnen nicht verstehen."

Es sei, seufzt Bundy, schon schwer genug gewesen, den Damen zu erklären, dass er sich aus dem Aktivdienst zurückziehe – und sich auf jene Agenden im Bundy-Konzern konzentrieren werde, die der Öffentlichkeit verborgen bleiben: Mitarbeiterbetreuung sowie Aus- und Weiterbildung.

Schließlich ist Bundy & Bundy kein Zweimannbetrieb. Zu zweit bewarben Hans und Georg ("Die Leute glauben immer noch, dass wir Zwillinge sind. Aber Georg ist drei Jahre älter.") zwar 27 Jahre lang im Werbe-TV Haarpflegeprodukte, aber hinter ihnen standen zuletzt 240 Mitarbeiter in 19 Salons in ganz Österreich.

Das Haareschneiden bekamen die Brüder aber in die Wiege gelegt. Oder sie haben es in den Genen: Der Großvater eröffnete 1919 auf der Wiener Praterstraße den ersten Bundy-Salon. Mütterlicherseits frisiert der Clan schon seit 1862. Aber den Doppelbundy erschufen Hans und Georg: Während Georg Anfang der 60er-Jahre in Schweden arbeitete, wurde der Hans Europameister. Hans: "Georg sagte: 'Das kann ich auch' und kam zurück. Gemeinsam wurden wir dann 1962 Friseur-Weltmeister."

Das Presse-Echo "war gigantisch, es war noch etwas Besonderes, dass Österreicher wieder gewinnen konnten". Die bessere Gesellschaft ging zu "Bundy & Bundy" in den City-Salon – und den Rest der Nation besuchten die Friseure via TV-Werbeblock: Bundys waren – ungeplant – unter den ersten, die ihre Marke nur über ihre Gesichter promoteten. 2002 erhoben die Marktforscher von "Integral", dass 90 Prozent der Österreicher die Bundys kannten: Von solchen Werten können Politiker, Sportler und Richard Lugner nur träumen.

Die Brüder nutzten diese Publicity optimal und expandierten. Und sie ließen einen "klassischen" ViP-PR-Fehler aus. Denn Gesicht und Name sind noch kein Produkt. Aber Bundys frisierten Herbert von Karajan, Edita Gruberová oder Bianca Jagger – und setzten Trends: Chris Lohners Frisur etwa.

Doch während sich andere, wenn sie einmal die Ex-Frau von Rainhard Fendrich föhnen, gleich "Promi-Friseur" nennen, setzten Bundys auf Dezenz: Georg Bundy legte vor drei Jahren ohne Tamtam die Schere nieder. Und sein Bruder verstand es, auch die heikle Frage, wer denn das Privileg die allerletzte Kundin des Meisters sein zu dürfen, ohne jede Chance auf "Zoff" zu lösen: Den letzten Schnitt verpasste Bundy Susanne Kirnbauer. Einst war sie Primaballerina an der Wiener Staatsoper – und seit vielen Jahren ist sie Hans Bundys Frau. (Thomas Rottenberg, DER STANDARD – Printausgabe, 2. September 2008)