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Paramilitärische Organisationen und sogenannte Cyber-Milizen spielen im Cyber-Krieg eine zunehmende Rolle  

Foto: Reuters

Die Attacken auf Regierungs- und Nachrichtenseiten, die nach dem Einmarsch russischer Truppen in Georgien beobachtet wurden, haben auch in den USA einen bleibenden Eindruck hinterlassen. In den Vereinigten Staaten befürchtet man, dass die sogenannte "Cyber-Miliz" eine wachsende Rolle auf den virtuellen Kriegsschauplätzen spielen wird.

Seiten nicht aufrufbar

Mehrere georgische Webseiten waren unter einem enormen Anstieg des Traffics gar nicht mehr oder nur zeitweise aufrufbar. Abgesehen von der weltweiten Aufmerksamkeit, welche die Hacker auf sich ziehen konnten, hätten die Attacken laut Experten jedoch kaum Einfluss auf den tatsächlichen Konflikt gehabt.

Hacktivists

Die Ursprünge der Angriffe wurden in Russland vermutet. Georgien warf Moskau vor, die Attacken als Teil eines Kriegsplanes inszeniert zu haben. Experten gehen jedoch davon aus, dass hinter den Attacken sogenannter Hacktivists - politisch motivierte Hacker - stecken.

Cyber-Attacken bisher nur Militär-Sache

Attacken auf Telekommunikations- und Computer-Systeme sind keine neue Entwicklung in der Kriegsführung. Bislang wurde sie jedoch von den Militärs durchgeführt. Ein Insider des US-Militärs sagte gegenüber Reuters, dass paramilitärische und Miliz-ähnliche Organisationen nun wieder verstärkt ins Kriegsgeschehen eingreifen. Die Angst der Regierungen in den USA und in anderen westlichen Nationen sei groß, da ein Großteil des modernen Lebens durch Cyber-Angriffe verwundbar sei - wie etwa Bank-Systeme, Energieversorgung, Flugverkehr oder Telekommunikation.

Angriffe günstig durchzuführen

Die Angriffe über das Internet seien dabei vor allem für kleine Gruppen sehr effektiv, da die erforderlichen Mittel günstig und einfach zu beschaffen seien. Oft reiche schon ein Computer mit Internetanschluss aus. "Es ist ein großes Spielfeld. Eine Gang kann gegen den Staat antreten. In einigen Fällen können sie gewinnen", warnt Analyst Jose Nazario vom Sicherheitsunternehmen Arbor Netzworks.

Cyber-Spionage

In vielen Fällen würden ernsthafte Angriffe jedoch nur wenig Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Oft sei das Ziel der Hacker nicht der Crash einer Website, sondern die Informationsbeschaffung. So seien bereits das Pentagon, das Büro des deutschen Kanzlers und Booz Allen Hamilton, Beratungsunternehmen für das US-Verteidigungsministerium, Ziel von Cyber-Spionen. Den Ursprung der Spionage vermuten die USA in China. Die chinesische Regierung dementiert jedoch, hinter der Spionage zu stehen und behauptet selbst regelmäßig Opfer von Cyber-Angriffen zu werden.

Angriffe gleichzeitig mit Truppeneinmarsch

Die Attacken auf georgische Webseiten hätten Analysen des Internet-Traffics zufolge zur gleichen Zeit wie der Einmarsch der russischen Truppen begonnen. Betroffen waren unter anderem die Seite des georgischen Präsidenten Mikheil Saakashvili, die Webauftritte mehrerer Ministerien und die Seiten von Nachrichtenagenturen.

Moskau dementiert

In Moskau wies man den Vorwurf, Drahtzieher der Angriffe zu sein, zurück. Experten weisen zudem darauf hin, dass die russische Regierung wohl auf weitaus anspruchsvollere und subtilere Methoden zurückgreifen würde. Zudem hätte Russland auch die Übertragung von Radio und Fernsehen gestört, um die Kommunikationswege in Georgien zu blockieren.

Ursprung schwer auszumachen

Bei vielen Cyberattacken sei es sehr schwierig den Ausgangspunkt zu lokalisieren. Auch sei es nahezu unmöglich herauszufinden, ob die Hacker von offiziellen Stellen unterstützt worden seien. Für Regierungen sei es daher nur sehr schwierig auf derartige Attacken zu reagieren.

Definitions-Probleme

Bislang stehe nicht fest, welche Art von Angriff im Cyberspace einen Kriegsakt darstelle. Das müsse jedoch schleunigst definiert werden, wie Air-Force-General Gene Renuart meint. Unklar sei, was dabei berücksichtig werden solle - die Anzahl der betroffenen Personen oder der dabei verursachte Schaden. Regierungen, internationale Organisationen und private Unternehmen müssten jedenfalls verstärkt zusammenarbeiten, um die Sicherheit im Cyberspace zu gewährleisten. (red)