Wien - "Dieser Hungerstreik ist unser letzter Ausweg", sagte Tseten Zöchbauer, 50, Präsidentin der tibetischen Bevölkerungsgruppe in Österreich. Zehn Tage lang hielten Zöchbauer und der 25-jährige Jamyang in einem Zelt am Schwedenplatz ihren Hungerstreik ab, um die Not der Tibeter ins Bewusstsein der Öffentlichkeit zu rücken.

"Ich trinke nur Wasser und morgens ein bisschen Tee. Aber wir können nicht essen", sagte Jamyang. Am Sonntag beendeten sie den Streik.

Die zwei Exil-Tibeter stellen drei Forderungen: Eine internationale Menschenrechtskommission soll nach Tibet kommen; ein Vermittler soll ernannt werden, der Fortschritte in den Verhandlungen zwischen dem Dalai Lama und der chinesische Regierung erreichen kann; die Einwanderung der Han-Chinesen nach Tibet soll eingeschränkt werden. Bürgerrechtler warnen, dass die chinesische Zentralregierung nun, nach Ende der Olympischen Sommerspiele, ähnlich massiv wie im Frühjahr gegen protestierende Tibeter vorgeht, da die internationale Aufmerksamkeit wieder kleiner geworden ist.

Hans Winkler, Staatssekretär im Außenministerium, traf sich vergangene Woche mit den Hungerstreikenden vom Schwedenplatz. Zöchbauer wollte von ihm wissen, warum Österreich und andere Nationen keine Handelssanktionen gegen China verhängen, sollte sich die Lage der Menschenrechte in Tibet nicht bessern. "Er ist sehr still geworden, als ich ihn das gefragt habe", sagte Zöchbauer. (Melissa Coulter, DER STANDARD - Printausgabe, 1. September 2008)