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"Feierlichkeiten unangebracht": Alaskas Gouverneurin Sarah Palin im Jahr 2007 in Kuwait.

Foto: AP/Department of Defense, Pvt. Christopher T. Grammer

Die beiden Spitzenrepublikaner haben sich am Sonntag ein Bild von der Lage im Krisengebiet an der Küste zum Golf von Mexiko gemacht: Präsidentschaftskandidat John McCain und sein "running mate" Sarah Palin reisten nach Mississippi, um mit den dortigen Behörden zu sprechen. Vor seiner Abreise sprach McCain davon, angesichts der drohenden Katastrophe den Ton des republikanischen Nominierungsparteitags in Minneapolis/St. Paul zu ändern: "Es ist unangebracht, Feierlichkeiten abzuhalten, während eine Naturkatastrophe heraufzieht."

Gewissermaßen stürmisch verlief auch die Debatte nach der überraschenden Nominierung Palins am vergangenen Freitag. Der Mehrheit der Amerikaner ist sie völlig unbekannt: 51 Prozent gaben in einer Umfrage von USA Today am Wochenende an, nie von der Vizepräsidentschaftskandidatin der Republikaner gehört zu haben. Dennoch glauben immerhin 39 Prozent der Befragten, sie sei notfalls bereit für die Präsidentschaft (29 Prozent glauben das Gegenteil). In ihrer Wahlentscheidung wollen sich gut zwei Drittel der Amerikaner aber nicht von der Kandidatenentscheidung für das Vizepräsidentenamt beeinflussen lassen.

Nur ein Herzschlag

Kritisiert wurde am Wochenende, dass McCain Palin vor deren Nominierung nur zweimal gesehen hat - bei einem Treffen in Washington im Februar und zuletzt bei deren Bewerbungsgespräch für den Job. Auch die Unerfahrenheit der 44-Jährigen, die angesichts des fortgeschrittenen Alters McCains "nur einen Herzschlag von der Präsidentschaft entfernt" sei, wurde breit diskutiert. Die Präsidentin des Senats von Alaska und Parteifreundin Palins, Lydia Green, glaubte an einen "Witz", als sie die Nachricht hörte: "Palin hat nicht das Zeug zur Gouverneurin, wie soll sie das Zeug für die Vizepräsidentschaft haben?", fragte sie in den Anchorage Daily News.

In konservativen Kreisen allerdings scheint die Wahl McCains auf viel Sympathie zu stoßen: Seine Kampagne sammelte in wenigen Stunden nach der Präsentation Palins sieben Millionen Dollar an Spenden ein. Der einflussreiche Evangelikale James Dobson, der McCain zuvor "unter keinen Umständen" wählen wollte, kündigte nun an, doch für ihn zu stimmen. (Christoph Prantner aus Washington/DER STANDARD, Printausgabe, 1.9.2008)