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Roberto Colaninno

Foto: AP/Uwe Lein

"In der Politik denke ich anders als Regierungschef Berlusconi, als Unternehmer kann ich mich aber einer gewissen Verantwortung nicht entziehen." So rechtfertigte der kürzlich ernannte Alitalia-Präsident Roberto Colaninno seinen neuen Job. Er führt ein Team von sechzehn patriotischen Unternehmen aus dem italienischen Establishment an, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, die marode Fluggesellschaft Alitalia zu sanieren.

Zweifellos hat der 65-jährige Unternehmer aus Mantua sämtliche Voraussetzungen für solch eine schwierige Aufgabe. Schließlich gelang es ihm in den 1990er-Jahren, den angeschlagenen Computerkonzern Olivetti in eine moderne IT-Holding umzuwandeln. Sein Vertrauensmann und Freund, der damalige Olivetti-Großaktionär Carlo De Benedetti, hatte ihn mit dieser schwierigen Aufgabe betraut.

Wenige Jahre später, 1999, schrieb Colaninno Unternehmensgeschichte. Er bot der Deutschen Telekom die Stirn und präsentierte ein Gegenangebot für die sechsmal größere Telecom Italia. Und hatte damit Erfolg: Colaninno gewann die Übernahmeschlacht. Der von Ex-Regierungschef Massimo D'Alema als "mutiger Kapitän" bezeichnete Unternehmer hat innerhalb von drei Jahren den Ex-Staatsmonopolisten TI internationalisiert und sich dabei auch an Telekom Austria beteiligt.

Drei Jahre später, als Pirelli-Chef Marco Tronchetti Provera die Telecom Italia übernahm, wurde Colaninno kurzerhand vor die Tür gesetzt. Allerdings mit einer reichlichen Abfindung. Damit erwarb er dann wenige Jahre später Europas größten Motorradkonzern Piaggio (Vespa) und sanierte ihn. Nun ist Alitalia an der Reihe.

Mit Zahlen kann Colaninno, der "Ragioniere" (Buchhalter), bestens umgehen. Das hat er in der Vergangenheit bewiesen. Als er Olivetti verwandelte, als er den Piaggio-Produkten einen Hauch von Luxus verlieh, traf er genau das Richtige.

Bei Alitalia geht es jedoch nicht nur um Produkt-, sondern auch um Image-Erneuerung, um den Kampf mit den Gewerkschaften. Erleichtert wird dem Unternehmer die Aufgabe durch seinen langjährigen Weggefährten Rocco Sabello, der zum neuen operativen Alitalia-Chef avancierte.
Colaninno, Vater von zwei erwachsenen Söhnen, hat sich nie um das mondäne Leben oder um ein gutes Presseecho gekümmert. Die Medien sind ihm gleichgültig, was zählt, ist Arbeit: "Stellen sie nicht so blöde Fragen" , schnauzte er einmal den Korrespondenten einer britischen Wirtschaftszeitung an. (Thesy Kness-Bastaroli, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 1.9.2008)